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KREUZWORT am 13.02.: FILYUTA, LANGE, L. SCHNEIDER & STOLTERFOHT

11 Feb

Selbst wir verfolgen manchmal so etwas Ähnliches wie ein Konzept und wissen es nur gut zu tarnen. Das wird uns beim nächsten KREUZWORT-Abend sicherlich schwer fallen, weil’s furchtbar offensichtlich sein wird, welche Idee hinter dem Ganzen steckt. Deswegen kann man es doch gleich auch aussprechen: Übersetzungen! Nachdem es uns sehr gut gefallen hat, dass uns Hendrik Jackson seine Übertragungen von Alexej Parschtschikows Gedichten entgegen gebrüllt hat, lag es für uns Nahe, ein ganzes Event aus der Sache zu machen. Und keine Sorge: Es wird nicht diskutiert, theoretisiert oder sonstwas. 

Es wird einfach nur gelesen. Alexander Filyuta präsentiert die Gedicht von Dimitri Golynko, Norbert Lange wird uns einen Einblick in seine bald bei luxbooks erscheinenden Übertragungen der Lyrik George Oppens, Lea Schneider stellt uns den chinesischen Dichter Yan Jun vor und zu guter letzt – jedenfalls dem Alphabet nach – wird auch Ulf Stolterfoht seinen Teil beitragen, er liest aus seinen Übertragungen von Tom Raworth.

Kommt also und hört diesen Leuten zu und lernt durch sie noch andere Dichter kennen. So ein Abend funktioniert schließlich nach dem Schneeballsystem deluxe. Also bitte mal am Montag, dem 13.02. ab 20h im wunderhübschen Damensalon in der Reuterstraße 39 eintrudeln und die 3€ Damage (wie Carolin ja immer auf Facebook schreibt) nicht vergessen.

 

Alexander Filyuta wird Gedichte von Dmitri Golynko lesen.

Dmitri Golynko wurde 1969 in Leningrad, UdSSR, geboren. Nach dem Studium der Kunsttheorie und Russischen Literatur promovierte er mit einer Arbeit über die russische Post-Avantgarde des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Er war 2004/2005 für zwei Jahre Gastprofessor am slawischen Institut der Cheongju Universität in Südkorea und ist zurzeit Forschungsbeauftragter am kunstgeschichtlichen Institut St. Petersburgs. Neben der Auseinandersetzung mit Film- und Medientheorie, die er unterrichtet, zeichnet er für zahlreiche Essays zu Themen der zeitgenössischen Kunst und Literatur verantwortlich, die in renommierten Zeitschriften Russlands erscheinen.

Для чистоты эксперимента

1
чего не сделаешь ради
чистоты эксперимента
задницу поднимешь
зароешься в каракуль

вид если болезнен
выведены все блохи
в наваленной куче
выискивая пропащую

2
получая квалификацию
рабочий становится мастером
надежным, красного кхмера
потянуло в историю

пролетающий бомбардировщик
роняет что-то тяжелое
на пролежень деревни
она жестокая, понимаете

3
уже совсем оперилась
проводила колючим взглядом
выброшенное знамя
растопырено на ветру

засаленная банкнота
с мордой родоначальника
ложного пониманья свободы
передана в грязные руки

4
она была еще чистой
когда в руки попалась
мужской цинизм
бывает милым и незлобивым

удовлетворенно кивнув
устремляется в ту сторону
откуда возврат и есть
перескок через границу

5
смалодушничал и в пролете
подозвать что ль костолома
всех тошнит, одного ли
кулачки держать принято

кто бы знал, что пробудка
обернется таким геморроем
выписывает кругали
шпана, оседлав мотороллер

6
ее еще не было в проекте
когда с ней совершил что надо
теперь она маленький динозаврик
за такое спросится строго

вставая раком и сплюнув
полагается слыть грязным
для чистоты эксперимента
благородства прибавится

7
насаждая законность
там, где ею не пахло
тиран совершает благо
пролетариат недоволен

разоренные гнезда
кукушки валяются здесь и там
кровопийца с милейшей улыбкой
делает людям приятно

8
покрыта веснушками
часть лица, так не видна
бледная кожа, мостится ад
известно чем, отродясь

не бывало такой температуры
вытирая смоченным
полотенцем пот, над собой
немного приподнимается

9
гопота подвалила
к самому краю, вспылив
развернулась и вышла
на воздух, подыхает

 хиляка, бублик преломлен 

между, жидковато, движок
переведенный в горизонтальное положенье
застывает будто на полуместе

 

27 января – 6 февраля 2004 года

 

Alexander Filyuta, geb. 1971 in Leningrad (UdSSR). Studierte an der
Humboldt Universität in Berlin. Veröffentlichungen von Übersetzungen
in Zeitschriften und Anthologien (zuletzt „Randnummer“ (Hamburg)
Nr.4/2011, demnächst (Poetenladen/Berlin) „Poet“ Nr.12, März 2012).
Organisiert zusammen mit „schleusen im ausland“-Team die Reihe „Lyrik
im ausland“ im Veranstaltungsraum „ausland e.V.“
(www.ausland-berlin.de).

Für die Reinheit des Experimentes

 1

was man nicht alles macht für
die reinheit des experimentes,
sich in den Hintern treten
oder in einen persianer vergraben,

wenn das äußere krankhaft ist?
alle flöhe sind ausgerottet.
im aufgeworfenen haufen
sucht man das Verlorene.

2
qualifikationenerwerb macht
einen arbeiter zu einem tüchtigen
meister, den roten khmer
zieht es in die geschichte,

ein vorbeifliegender bomber
lässt etwas schweres fallen
auf den druckbrand des dorfes.
sie ist grausam, verstehen sie?

3

jetzt ist sie ganz flügge,
verabschiedete mit beißendem blick,
das ausgeworfene banner
ist im winde gespreizt.

eine fettige banknote
mit der visage des stammvaters
des falschen freiheitsverständnis
ist in die schmutzigen hände gedrückt.

4

sie war noch rein
als sie in die hände geriet,
männerzynismus
kann süss und sanftmütig sein.

befriedigt genickt
steuert dahin
woraus die rückkehr selbst
ein sprung über die grenze ist.

5

schiss bekommen – und rausgeschossen,
man rufe einen knochenbrecher herbei.
ob es einem übel ist oder allen?
es gehört sich daumen zu drücken.

wer hätte gedacht, dass das erwachen
sich als ein knalliges trouble erweist?
einen motoroller gesattelt
dreht das gesindel runden.

6

sie war noch nicht mal in der planung,
da beging man mit ihr, was sein musste.
nun ist sie ein kleiner dino,
auf so etwas steht strenge.

gebracht in doggystyle, gespuckt darauf,
gehört es sich dreckig zu gelten.
für die reinheit des experimentes
wird die noblesse zunehmen.

7

um gesetzlichkeit dort aufzubringen,
wo es danach nicht mal schimmert,
vollführt tyrann eine wohltat.
das proletariat bleibt unzufrieden.

geplünderte kuckucksneste
liegen zerstreut durch die gegend,
ein blutsauger mit lieblichstem lächeln
macht‘s angenehm für die menschen.

8

bedeckt mit sommersprossen
ist ein teil des gesichtes, so ist die blasse haut
nicht sichtbar, gepflastert wird die hölle
seit je her bekanntlich – womit.

 

eine unerträgliche hitze.
mit angefeuchtetem tüchlein

erhebt sich, den schweiß abwischend,
ein wenig über sich selbst.

9

das pöbel rückte bis zur grenze,
drehte sich um aufgebraust,
und ging hinaus
an die luft. der schlappschwanz

 

verreckt, die brezel ist geknickt
dazwischen, mulmig. den schieber

in die horizontale lage gefahren,
erstarrt wie am halbort.

 

27 Januar – 6 Februar 2004

 

Norbert Lange wird Gedichte von George Oppen lesen.

George Oppen (1908-1984), geboren in New Rochelle/New York, gestorben in Californien, ist eines der bekanntesten Mitglieder der Objektivisten, einer Dichtergruppe, die sich Ende der 20er-Jahre in New York um Louis Zukofsky, Carl Rakosi, Charles Reznikoff in enger Verbindung zu W.C. Williams und Ezra Pound (als Vorläufern) bildete. Einflußreich wurden die Objektivisten erst in den späten 60er-Jahren und frühen 70er-Jahren, als eine nachrückende Dichter-Generation den Versuch unternahm, das Politische mit dem Poetischen zu verbinden. Oppen gab in den 30ern das Schreiben für 25 Jahre ganz auf und widmete sich der Arbeit im Umkreis der amerikanischen kommunistischen Partei, was ihn nach dem Zweiten Weltkrieg ins Visier des Hauses für Unamerikanische Tätigkeiten geraten ließ. Erst Ende der 50er konnten er und seine Frau Mary das mexikanische Exil verlassen und wieder in New York leben, wo er wieder zu schreiben begann. 1969 erhielt er den Pulitzer Preis für „Of Being Enormous“, ein private Erfahrungen und den Vietnam Krieg thematisierendes Langgedicht. Die Übersetzungen stammen aus dem Oppens zweitem Band „The Materials“, dem ersten nach seiner Schreibabstinenz entstandenen Buch.

Vulcan

The householder issuing to the street
Is adrift a moment in that ice stiff
Exterior. ‘Peninsula
Low lying in the bay
And wooded—’ Native now
Are the welder and the welder’s arc
In the subway’s iron circuits:
We have not escaped each other,
Not in the forest, not here. The crippled girl hobbles
Painfully in the new depths
Of the subway, and painfully
We shift our eyes. The bare rails
And black walls contain
Labor before her birth, her twisted
Precarious birth and the men
Laborious, burly—She sits
Quiet, her eyes still. Slowly,
Deliberately she sees
An anchor’s blunt fluke sink
Thru coins and coin machines, 
The ancient iron and the voltage
In the iron beneath us in the child’s deep
Harbors into harbor sand.

Norbert Lange, geboren 1978 in Gdingen/Polen, aufgewachsen Rheinland; studierte Philosophie/Kunstgeschichte an der FU Berlin; Kreatives Schreiben am DLL 2002-2006; lebt in Berlin. Arbeit als Redakteur: Radar, eMultipoetry, Karawa.net (gemeinsam mit Tobias Amslinger und Léonce Lupette). Bücher: Rauhfasern (Gedichte), Lyrikedition, 2005; Das Geschriebene mit der Schreibhand (Aufsätze), Reinecke & Voss, 2011. Übersetzungen: Kevin Prufer, Wir wollten Amerika finden(zusammen mit Susanna Mewe), Luxbooks 2011); George Oppen, Die Rohstoffe (ebenfalls bei Luxbooks). Herausgaben: Bernhard Koller, Die Zusammenhänge Lyrikedition, 2008; Schreibheft 77 – Charles Olson (Als Mitherausgeber neben Gerd Schäfer und Norbert Wehr), Rigodon Verlag 2011.

Vulkan

Auf dem Weg zur Straße ist der Hausbesitzer
Kurz verloren in der Knochenkälte
Da draußen. Halbinsel
Die weit in die Bucht ragt
Und Waldgebiet – Heimisch geworden

Sind der Schweißer und der Schweißerbogen
Im Eisennetz der Untergrundbahn:
Wir konnten einander nicht entkommen,
Nicht in den Wäldern, nicht hier. Das lahme Mädchen hinkt
Gepeinigt in die neuen Tiefen
Der U-Bahn und unter Schmerzen
Tauschen wir Blicke. Die blanken Schienen
Und rußigen Wände bergen
Arbeit aus der Zeit vor ihrer Geburt, ihre krumme
Unsichere Herkunft und die Männer
Unermüdlich, stämmig – Sie sitzt
Reglos, ihre Augen ruhen. Schleichend,
Doch immer klarer sieht sie
Die plumpe Schaufel eines Ankers
Sinken durch Münzen und Münzmaschinen,
Das alte Eisen und die elektrische Spannung
In dem Eisen zu unseren Füßen, in der Tiefe des Kindes
Sich verbergen im Hafensand.

Lea Schneider wird ein Langgedicht des chinesischen Dichters Yan Jun vorstellen.

Im Folgenden ein Auszug aus: gegen alle organisierten lügen (反对一切有组织的欺骗) von Yan Jun. Die Übersetzung erscheint kommenden Monat im Magazin #19 der Bundeskulturstiftung.

 […]人们怀疑,是因为血压刺激着大脑,但人们也崇拜,难道是因为饥饿?所以要反对螳螂的演说,要反 对有洁癖的科学家,她伤害了我!并且进一步反对知识分子化装成流氓的样子。同理,反对森林化装成鸟类旅居的木屋,最终被卖艺的带走,囚禁到歌里,失了火, 像梦一样消

[…]

听说,声音循环着,可以唤醒夜班工人;血液坠落着,可以击中50年代出生的黑人。因为你随手记下了空气和木屐的样子,所以下午会变得更长些,让小偷从山坡上下来,呆呆地看着落日。那些在天空中开会的家伙,会跳着舞,掉下来。人们也聚集着,可以出发了。

欢迎来到地下!

从来就没有朋克理论,
只有朋克行动。

死便埋我。

相信爱情和其他日常用品的无限性。

世界是你们的。 

反对娱乐记者扭曲的笑容。

在生锈的钉子上歌唱。

走得开心点。

[…]

Lea Schneider wurde 1989 in Köln geboren und hat seitdem in Galway, Shanghai und Berlin gelebt, wo sie seit 2008 Komparatistik und Sinologie studiert. 2009 war sie Mitbegründerin der Lyrikgruppe G13 (http://gdreizehn.wordpress.com), seitdem sind ihre Texte u.a. in open poems 2010, Poetry East West Vol 4 undBelletristik 11 erschienen. 2011 wurde sie zum poesiefestival berlin, zum Zeitkunstfestival, zum International Poetry Festival Beijing und zum poet bewegt-Wettbewerb eingeladen. Sie arbeitet momentan an ihrem Debütband, der im Herbst 2013 beim Verlagshaus J. Frank | Berlin erscheinen wird, koordiniert ein deutsch-chinesisches Buchprojekt und übersetzt chinesische und taiwanesische Lyrik ins Deutsche.
[…]wenn man zweifelt, liegt es am blutdruck im großhirn, aber entsteht verehrung wirklich aus hunger? darum – gegen die rede der gottesanbeterin, gegen die mysophobische naturwissenschaftlerin, vor allem aber gegen intellektuelle, die sich als diebe verkleiden. außerdem gegen wälder, die so tun, als seien sie holzhäuser für fremde vögel; sie werden fortgetragen von straßenkünstlern, die ihre kunst verkaufen, in träume gesperrt, die feuer fangen und in den tälern dieser kunst verschwinden, für immer…

[…]

man sagt, dass geräusche herumgehen können und die nachtschichtarbeiter wecken, dass blut fallen kann und die gesichter schwarzer menschen trifft, die in den 50ern geboren wurden. deine gleichgültigen skizzen von holzsandalen und luft werden den nachmittag verlängern, bis die diebe von allen hängen kommen und entgeistert den sonnenuntergang betrachten.

willkommen im untergrund!

es gibt hier keine punktheorie, höchstens punkpraxis.

begrabt mich falls ich tot bin.

glaubt an die ewigkeit der liebe und anderer dinge des täglichen gebrauchs.

die welt gehört euch.

gegen unterhaltungsjournalisten und ihr verzerrtes grinsen.

singt ein lied auf rostigen nägeln.

geht ein bisschen glücklicher.

[…]

Ulf Stolterfoht präsentiert uns seine vor Kurzem im Verlag Wunderhorn erschienenen Übertragungen der Texte von Tom Raworth
Tom Raworth, geboren 1938 in London, hat seit Mitte der sechziger Jahre mehr als vierzig Bücher veröffentlicht, zuletzt 2009 unter dem Titel »Earn Your Milk« gesammelte Prosa bei „Salt Publishing“. Die Gedichte des Bands »Logbuch« entstammen den 2003 bei „Carcanet Press“ erschienenen »Collected Poems«, einem 576-seitigen Rückblick auf ein reiches, lyrisches Lebenswerk.

You’ve ruined my evening / You’ve ruined my life

i would be eight people and then the difficulties vanish
only as one i contain the complications
in a warm house roofed with the rib-cage of an elephant
i pass my grey mornings re-running the reels
and the images are the same but the emphasis shifts
the actors bow gently to me and i envy them
their repeated parts, their constant presence in that world

i would be eight people each inhabiting the others’ dreams
walking through corridors of glass framed pages
telling each other the final lines of letters
picking fruit in one dream and storing it in another
only as one i contain the complications
and the images are the same, their constant presence in that world
the actors bow gently to me and envy my grey mornings

i would be eight people with the rib-cage of an elephant
picking fruit in a warm house above actors bowing
re-running the reels of my presence in this world
the difficulties vanish and the images are the same
eight people, glass corridors, page lines repeated
inhabiting grey mornings roofed with my complications
only as one walking gently storing my dream

Ulf Stolterfoht, geboren 1963 in Stuttgart, lebt in Berlin.
Lyriker und Übersetzer, zuletzt: Tom Raworth – Logbuch,
Heidelberg: Wunderhorn 2011. Knappe der Lyrikknappschaft
Schöneberg.

Du hast mir meinen Abend kaputt gemacht /
Du hast mir mein Leben kaputt gemacht

ich würde gern acht leute sein und alle schwierigkeiten wären verschwunden
nur als einer stecke ich voller komplikationen
in einem warmen haus mit dem brustkorb eines elefanten als dach
verbringe ich meine morgende damit die filme noch mal abzuspielen
und die bilder sind dieselben doch der akzent verschiebt sich
die darsteller verbeugen sich freundlich vor mir und ich beneide sie
um ihre wiederkehrenden rollen, ihre unablässige präsenz auf dieser welt

ich würde gern acht leute sein jeder bewohnte die träume der anderen
sie wanderten durch korridore mit glasgerahmten seiten
verrieten sich gegenseitig die schlußzeilen von briefen
pflückten in einem traum obst und kellerten es ein im nächsten
nur als einer stecke ich voller komplikationen
und die bilder sind dieselben, ihre unablässige präsenz auf dieser welt
die darsteller verbeugen sich freundlich vor mir und beneiden mich um meine
grauen morgende

ich würde gern acht leute sein mit dem brustkorb eines elefanten
obst pflücken in einem warmen haus darüber sich verbeugende darsteller
noch mal die filme abzuspielen über meine präsenz auf dieser welt
alle schwierigkeiten wären verschwunden und die bilder sind dieselben
acht leute, glaskorridore, seite zeilen wiederholt
graue morgende bewohnen mit meinen komplikationen als dach
allein als ein freundlicher wanderer der meinen traum verstaut


KREUZWORT am 23.01. mit BOEGE, JACKSON, STALLBAUMER & TEZKAN

17 Jan

Nach einem wunderbaren letzten Kreuzwort-Abend, der uns mit verquollenen Augen, rumpelnden Mägen und zufrieden-besonnenem Lächeln aufwachen ließ, nehmen wir nun frisch und unverkatert Fahrt auf. Am Mittwoch werden wir noch Brigitte Struzyk, Ulrich Koch und Peter Wawerzinek in der Lettrétage belauschen und -gutachten, bevor’s am Freitag wieder eine Portion Kunst gibt. Immerhin: Akute Handlungsbereitschaft im Haus am Lützowplatz. Mark Greif ist nicht dabei, der ist zu dem Zeitpunkt leider in jeder Feuilletonsparte jedes Mediums überhaupt. Dafür haben wir das pfundige Lyriksternchen Manuel „Ramboel Stalldoomer“ Stallbaumer bei uns, der nicht nur mit mir zusammen ein Buch verlosen wird, das wohl niemand haben möchte, nein, er hat einen weiteren alten Bekannten eingepackt: Hakan Tezkan kommt ebenfalls aus Leipzig herüber und liest Prosa. Unterstützung findet die Gattung auch durch Luise Boege. Zudem freuen wir uns, Hendrik Jackson begrüßen zu dürfen und mit ihm Alexej Parschtschikow – jedenfalls textlich, Hendrik liest Übersetzungen von Parschtschikows Lyrik.

Die ganz nüchternen und nackten Daten: 23.01.2012, ab 20h im Damensalon in der Reuterstraße 39 (Nähe U Hermannplatz und/oder Schönleinstraße), 3€ Damage, eventuell ein Buchgewinn. Alles klar?

Übrigens möchten wir an dieser Stelle Nora Bossong zum Peter-Huchel-Preis gratulieren. Wieder einmal zeigt sich: Wer häufig bei Kreuzwort auftaucht, kann nur gewinnen. Weitere Personen, die zukünftig noch gewinnen werden und warum:

Luise Boege, geboren 1985 in Würzburg, lebt und arbeitet in Berlin. Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa in Anthologien und Zeitschriften, zuletzt Entwürfe und Lichtungen. Auszeichnungen unter anderem Open Mike 2006.

Mein Blick scheint etwas kaputtzumachen an den Dingen, denn ich träumte (nehme ich an) einmal von einem dritten Auge, das über meinem eigentlichen Auge (dem rechten) wuchs, und ich fragte mich, gemeinsam mit den bei mir seienden Menschen (Freunde oder so), ob das Bedeutung habe, oder ob dritte Augen nicht einfach so wüchsen (man hatte schon davon gehört in diesem Kreis, also sowohl von der möglichen Bedeutung dritter Augen als auch der Möglichkeit von Nichtbedeutung dritter Augen), also war beides möglich und berechtigte Annahme. Ich konnte ohnehin nicht mehr als vorher auch schon sehen, obwohl ich ja hätte müssen (mit dem dritten Auge). Das juckte (das Auge, und die anderen waren auch lang schon weggeglitten von dem Gespräch, hin zu etwas, das ich, traumüblich, nicht ansehen konnte, etwas, das ich möglicherweise selbst ausstrahlte, ins blinde Zentrum meines Blickfeldes). Seitdem bin ich sensibilisiert für meine eigene Ausdehnung (ich ahne sie).

Hendrik Jackson, geboren 1971 in Düsseldorf. Lebt als freier Autor, Übersetzer und Herausgeber (lyrikkritik.de) in Berlin. Er veröffentlichte die Bändebrausende Bulgen – 95 Thesen über die Flußwasser in der menschlichen Seele, edition per procura 2004, Einflüsterungen von seitlich, Morpheo Verlag 2001, sowie als Übersetzer aus dem Russischen Marina Zwetajewas Poem vom Ende/Neujahrsbrief, edition per procura 2003. Zuletzt erschienen der Gedichtband Dunkelströme, kookbooks 2006, und der Essayband Im Innern der zerbrechenden Schale. Poetik und Pastichen, kookbooks 2007. Hendrik Jacksons Gedichte wurden unter anderem mit dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium 2002, dem Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2005, dem Hans-Erich-Nossack-Förderpreis 2006 und dem Friedrich-Hölderlin-Förderpreis 2008 ausgezeichnet. Vor Kurzem erschien im Merve Verlag Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs zusammen mit Ann Cotten, Daniel Falb, Steffen Popp und Monika Rinck.

Hendrik wird Gedichte von Alexej Parschtschikow lesen, die er aus dem Russischen übersetzt hat. Erschienen sind sie im Band Erdöl bei kookbooks.

Das liest sich dann so:

Igel

Igel: ein dunkler Prophet, der die Wurzel des Himmels zieht,

dessen Nadelbett den Leib Sebastians durchspießt.

 

Sein Rücken: eine Vielheit, geschöpft wie durch ein Sieb,

und der doch in sich, ganz, abgesondert blieb.

 

Zisch ihn an – er  erlischt, gleichsam durchbohrt. Trollt

sich fort. Pass auf, daß er nicht in den Kragen rollt!

 

Der Igel – ein Schlosserutensil; Tölpel, der einen Twist hinlegt.

Abfallkorb an der Haltestelle, von einer Schneewächte verdeckt.

 

Bei Frauen stehen seine Nadeln still, wie in Futteralen.

Verträumten Männern wird er das Kinn zermahlen.

 

Das Verschwinden des Igels – ein trockener Auspuffknall.

Auferstanden? –Dann schüttel dich aus! Nadeln überall!

 

Manuel Stallbaumer, geboren 1990. Aufgewachsen und unter pompösen Umständen größtenteils erwachsen geworden in Aidlingen. Studiert seit 2009 am Literaturinstitut in Leipzig, veröffentlicht hin und wieder Gedichte. Top: War 2011 für den Open Mike nominiert. Flop: Hat nicht gewonnen.

-1wodkatampons als kleinster gemeinsamer nenner
meiner generation. zum zeitpunkt des versagens
der actimelabwehrkräfte trafen wir uns zum

abarbeiten an der ödnis / an molekülgeschwadern
penibel genaue verortung im irgendwo der felder
und als hauptattraktion: german angst wo einer stand
auf dem geländer eines stegs an
einem künstlich angelegten see
und sprang / ich hinterher

(unnötig anzumerken: ’s war august
der vierundzwanzigste oder so vor uns
eine noch zu erbauende vorstadt mit
getthoprädestination)

hakan tezkan, geboren 1989, seit 2009 studium am deutschen literaturinstitut leipzig, ein paar veröffentlichungen.

Die Mutter und der Vater saßen bereits am Tisch und warteten. Darauf zu sehen: in der Mitte ein Glaskrug gefüllt mit Wasser, darum herum Schalen, aus denen es dampfte, außerdem Teller, Besteck, Servietten. M stand am Fenster und fuhr mit den Fingern über die Scheibe, zeichnete die Konturen der Geräte auf dem Spielplatz nach: bunte Klettergerüste, Rutschen, Wippen, ein Sandkasten. Es hatte geregnet, im Sandkasten lagen aufgeweichte Bieretikette und anderes Papier. Die Eltern unterhielten sich darüber, über den Regen, die Sonne, die sich nicht blicken ließ, über das Wetter allgemein; darüber konnte man immer sprechen. M verließ jetzt den Raum, man hörte Türen sich öffnen und schließen, Rascheln, Schritte, dann wieder Türen, kam zurück. Ob er sich nicht setzen wolle, sagten die Eltern dann. Das mache sie ganz nervös, dass er in der Wohnung umher laufe wie ein Streuner. Er setzte sich. Kurz darauf fing er an, mit den Füßen zu wippen, der Tisch zitterte, man hörte das Besteck auf der weißen Tischdecke, auf dem Holz, man hörte es dort ganz deutlich zittern und die Mutter und der Vater schauten M an, sagten erst nichts, schauten ihn bloß an, als würde er wissen, was sie damit meinten; und er wusste auch, was sie meinten, er reagierte bloß nicht. Er solle damit aufhören, sagte der Vater schließlich. M ließ die Beine sofort still und stand auf, stellte sich wieder ans Fenster. Ein Hund pinkelte gerade in den Sandkasten, sein Herrchen war nicht zu sehen. In einer der Wohnungen gegenüber ging das Licht an, man sah einen Schatten hinterm Vorhang auftauchen/abtauchen. Die Mutter strich sich ihren Pulloverärmel hoch und guckte auf ihre Uhr. Wiederholte das kurze Zeit danach wieder. Fragte dann, ob W später komme, ob er etwas gesagt habe. Nein, sagte M, und weiter: der wird schon gleich auftauchen. Er könne sich ja schonmal die Hände waschen, sagte die Mutter und M verließ also das Zimmer, ging ins Bad, drehte den Wasserhahn auf. Er hielt seine Hände nicht darunter, betrachtete sich bloß im Spiegel und machte Grimassen, über die er versuchte zu lachen, er lachte aber nicht. Dann drehte er den Hahn zu und ging zurück ins Esszimmer. Er kehrte den Eltern den Rücken und betrachtete die Wand, die Raufasertapete, die er an einigen Stellen schon abgekratzt hatte, über die seine Eltern immer wieder hatten streichen müssen. Man sah die übertrieben weißen Flecken, wenn man genau hinsah, sie waren dann deutlich zu erkennen.

Zeitschriften! Und: KREUZWORT am 12.12. mit D. FRÜHAUF, K. HARTWELL & D. WAGNER

5 Dez

Bevor ich mit dem Sturmhagel an Informationen zum nächsten KREUZWORT-Abend am 12.12. mit David Frühauf, Katharina Hartwell und David Wagner beginne, hier noch zwei kurze Hinweise in nur semi-eigennütziger Sache:

Wir lieben ja Zeitschriften und lesen sie vor dem Schlafgehen, nach dem Aufstehen, im Bus, beim Überqueren der Straße und auch bei gelegentlich sich ergebenden Krankenhausaufenthalten, wenn wir mal wieder angefahren wurden. Besonders angetan haben es uns die randnummer literaturhefte, die es bei unseren Lesungen ab sofort für billige 5€ zu kaufen gibt. Dafür gibt es in der vierten, soeben erschienenen (enenen!) Ausgabe nicht nur fantastisches Artwork und wahnsinnig gute Collagen von Mitherausgeberin Simone Kornappel (an der Stelle Gratulation unsererseits für eine Publikation ganz anderer Art), sondern diese hat zusammen mit ihrem Kollegen Philipp Günzel auch eine sehr schmucke Textauswahl getroffen. Es warten Konstantin Ames, Dennis Büscher-Ulbrich, Nina Bußmann, Kristoffer Patrick Cornils, Max Czollek, René Hamann, Hendrik Jackson, Bülent Kacan, Nicolai Kobus, Jan Kuhlbrodt, Tristan Marquardt, Robert Monat, Stephan Reich, Monika Rinck, Tibor Schneider, Sabine Scho, Mathias Traxler, Michael Zoch, Dmitry Golynko (übersetzt von Alexander Filyuta) und Birgit Kreipe (im Interview mit Simone Kornappel) mit neuen Texten auf. Grund genug, am 12.12. 5€ mehr einzustecken und sich eine randnummer mitzunehmen – wir verdienen da selbstverständlich nichts dran, sondern leiten das Geld an Simone und Philipp weiter, die sich mit der hochwertigen Ausgabe in Unkosten gestürzt haben.

 

Kostenlos war allerdings die erste Ausgabe der Zeitschrift Sachen mit Wörtern, von denen letztes Mal bereits ein paar auslagen und samt und sonders in diversen Taschen verschwanden. Wer kein Printexemplar mehr abbekommen hat, sich aber trotzdem ein Interview mit uns durchlesen möchte (hier nur kurz der Hinweis, dass der im Gespräch erwähnte Abend in Kooperation mit fixpoetry schon gelaufen ist), der kann das hier in aller Ruhe tun. Interessant genug und dank der Illustrationen von Petrus Akkordeon auch schmuck anzusehen.

Aber nun Butter bei die Fische, ich halte mich kurz: Am 12.12. ist wieder KREUZWORT! Das letzte Mal im turbulenten Jahr 2011, bevor es dann im Januar weitergeht. Wir freuen uns auf drei Mal Prosa von David Frühauf, Katharina Hartwell und David Wagner (bevor jetzt jemand naseweis wird: Insgesamt drei Mal, nicht jeweils!). Das wie mittlerweile ja bestens bekannt aus unserer Lieblingstrinkanstalt, dem Damensalon in der Reuterstraße 39 nahe der U-Bahn-Stationen Hermannplatz und Schönleinstraße. Das Ganze kostet 3€, Einlass ab 20h.

David Frühauf, geboren 1987 in Braunau am Inn, Oberösterreich. Seit 2007 Germanistikstudium, 2009 Aufnahme des Studiums „Sprachkunst“ an der Universität der angewandten Kunst Wien, seit 2010 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Ich hätte nicht zu sagen gewusst, woher du stammtest oder ob es solch eine Region überhaupt je gegeben hatte, die nicht erst durch meinen Zuspruch, mein Einsagen – mit flatternden Händen, mit flüsternden Gliedern – als Erfindung, ja, möglicherweise als Erinnerungslandschaft in mir und durch dich entstehen konnte. Doch nichts widerfuhr dir, nichts durch dich. Es schien, als wärst du von Beginn an gewesen, einzig um sagen zu können: Es gibt –; und dann darin zu verschwinden, unsichtbar zu werden, wie in Wiederholung übergangen, damit das Gedächtnis mit Sicherheit sich selbst auslösche – keine dieser Silben würde je über deine Lippen gekommen sein, oder sich als dir eigen zu verstehen gegeben haben. Dass du so flüchtig bist, rief ich, so vage und wölbend, so splitternd, zerrissen, beständig zugleich, wie mehrfach gespiegelt, meint: an meiner statt, um Stellen versetzt, verzerrt, und dich dadurch einer Anrede entzögst; revozierte Marter, ja, epiphane Bildflut und -flucht, und du zwischendurch aufschrecktest, als hätte dir jedes (weitere) Wort etwas anhaben können, hätte sich dir aufgedrängt und dich auf eines davon zu reduzieren versucht. Was für Sätze wären das, aus welchen Buchstaben wären sie gemacht? Jeder einzelne befremdete dich zutiefst, und ich wagte kaum zu atmen, befürchtete das Schlimmste eintreten gelassen zu haben: dass ich eines Tages nicht mehr aus dem Vergessen erwachen würde und all die an dich gerichteten Appellationen auch nach wiederholtem Male ungehört blieben. Welche dieser Masken würde sich dann dennoch vereinnahmen lassen, welche ließe dich zurück, in Keimen, in kleineren Mengen, um daraus zu schöpfen, zu erschließen, mich daran zu halten und welche verstünde sich noch darauf, dich in derselben Weise zu nennen, zu rufen, ohne stets denselben Namen zu verwenden und ohne zu antworten?

Katharina Hartwell, 1984 in Köln geboren. 2003 bis 2010 Studium der Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main. Seit 2010 Master „Literarisches Schreiben“ am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2006 und 2010 Preisträgerin “Junges Literaturforum Hessen-Thüringen“. 2009 MDR Literaturpreis. 2010 Arbeitsstipendium des LCB und Finalistin beim 18. Open Mike. Debüt „Im Eisluftballon – Erzählungen“ im Poetenladen Verlag erschienen. 2011 Aufenthaltsstipendium Künstlerdorf Schöppingen sowie Arbeitsstipendium der Jürgen Ponto-Stiftung.

Auszug aus dem Romanprojekt „Das fremde Meer“:

Du hörst jetzt die erste Geschichte. Du musst die Augen nicht öffnen, musst dich nicht bewegen, musst nicht mit dem Kopf nicken und ihn auch nicht schütteln. Heute Nacht nehme ich dich mit auf eine Reise, auf hundert Reisen nehme ich dich mit, und vielleicht sind wir dorthin unterwegs, wo du noch nie hin wolltest, wo keiner zu Hause sein möchte. Und vielleicht wirst du allein sein, einsam sein, wirst denken, dass ich dich nicht finden werde, nicht weiß, wo du bist, keiner weiß, wo du bist, und du warten musst, wie Rapunzel in ihrem Turm, wie Schneewittchen im Sarg aus Glas, wie Dornröschen hinter der Hecke. Mach dir keine Sorgen, halte still, halte dich gerade, halte Ausschau, warte, bis sich eine Tür öffnet, jemand den Raum betritt, jemand deinen Namen sagt, jemand durch die Fluten, durch den Wald, durch die Straßen, durch die Nacht zu dir kommt und dich an die Hand nimmt.

David Wagner, geboren 1971, wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter mit dem Walter-Serner-Preis, dem Dedalus-Preis für Neue Literatur und dem Georg-K.-Glaser-Preis. Er lebt in Berlin. Im Jahr 2000 veröffentlichte er seinen Debütroman »Meine nachtblaue Hose«. Sein jüngster Roman, »Vier Äpfel«, stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2009.

David Wagner wandert durch die Stadt, allein, manchmal in Begleitung. Was ist die Stadt? Wie lässt sie sich beschreiben? Immer wieder stößt er auf die Trümmer der deutschen Geschichte. Wagner erzählt, wie sehr sich die Stadt in den letzten zehn Jahren verändert hat. Er macht ein Praktikum als Türsteher in der »Flittchen Bar«, trifft die Füchse auf der
Pfaueninsel und einen müden Bürgermeister neben einem Bärenkostüm. Er spaziert durch die Randgebiete und durch den alten Westen. Er geht die Baustellen ab und erinnert sich an Baulücken. David Wagner läuft seit zwanzig Jahren kreuz und quer durch Berlin. Er ist ein Stadtwanderer, »in Halbtrance, gepaart mit dem Willen zur illusionslosen Genauigkeit«, wie die Wochenzeitung Die Zeit meinte.

»Welche Farbe hat Berlin?« versammelt größtenteils unveröffentlichte Texte, die in den letzten Jahren entstanden sind.

Das liest sich so:

DIE MÜLLTÜTE

Ich will bloß den Müll hinuntertragen in den Hof, unten aber, ich habe die zugeknotete Abfalltüte noch in der Hand, gefällt mir die Nacht so gut, es riecht nach Frühling, daß ich hinaus auf die Straße gehe. Ich biege um zwei Ecken und stehe schon vor dem Café Haliflor – entscheide mich aber, die Luft ist so süß, weiterzugehen.

Fast alle Fenster in den Fassaden der Choriner Straße, es ist gleich Mitternacht, sind schon dunkel. Ich komme an dem alten, zweistöckigen Molkereigebäude und der Protzbaustelle Choriner Höfe vorbei, überquere die stille Kreuzung mit der Zehdenicker Straße, auf der Torstraße halte ich mich links. Vor dem Kaffee Burger, die Reformbühne ist aus, steht ein Bekannter auf dem Bürgersteig und raucht. Wir wechseln ein paar Worte, er sagt nichts zu der Mülltüte, die ich in der Hand halte.

Ich gehe weiter und biege in die Alte Schönhauser Straße, noch immer stehen dort diese seltsamen Bürocontainer mit Camouflage-Bemalung auf dem unbebauten Grundstück Ecke Linienstraße. Die Nacht, es ist Sonntag, ist ruhig, ich höre nur eine italienische Reisegruppe singen. Sie johlen in einiger Entfernung, sie grölen, sie haben gute Laune. Ich bleibe vor dem Espresso- und Kaffeemaschinengeschäft stehen, mir gefallen finnische Porzellantassen ein paar Schaufenster weiter, schließlich betrachte ich Umhängetaschen, die aus alten LKW-Planen genäht wurden.

Ich merke, daß ich die Mülltüte immer noch mit mir herumtrage, schaue mich um, weit und breit ist kein Mülleimer zu sehen. Von der Münzstraße komme ich in die Max-Beer-Straße, kehre nach wenigen Schritten aber wieder um, mir fällt ein, daß dort eine Freundin wohnt, der ich nun lieber nicht begegnen möchte, nicht mit einer Mülltüte in der Hand. Ich bewundere die nackten Betonwände in einem zum Ladenlokal umgebauten Plattenbau-Erdgeschoß und biege in die stille Almstadtstraße ein.

Es ist dreiviertel eins, und wenn mich jemand fragen würde, was machst du um diese Zeit mit einer Abfalltüte in der Hand vor dem Schaufenster der Buchhandlung Pro qm, ich wüßte keine Antwort. Ich wollte gar nicht spazieren gehen, ich bin heute schon unterwegs gewesen, ich wollte nur den Müll hinuntertragen. Scheint so, als hätten meine Schuhe ohne mich entschieden. Sie sind einfach losgegangen. Das Gehen hat sich verselbständigt, und ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich selbst, ob tatsächlich ich es bin, der hier einen Fuß vor den anderen setzt. Geht die Stadt vielleicht mit mir spazieren? Die Füße unterbrechen ihre Tätigkeit, als zwei sich laut unterhaltende Amerikaner auf mich zukommen, ziemlich betrunken sagen sie Hi und fragen, natürlich auf Englisch, wo sie hier Dope kaufen könnten. Mir fällt nichts anderes ein, als sie in den Weinbergspark zu schicken.
Ich gehe weiter, finde wieder in meinen Rhythmus, den eigenen Geh-Rhythmus, der es manchmal so schwierig macht, mit oder neben anderen zu gehen. Am besten geht es sich doch allein, denke ich – widerspreche mir dann aber, fallen mir doch sofort zwei, drei, vier Personen ein, mit denen ich sehr gerne gehe und schon viel gegangen bin. Ich komme wieder zur Torstraße und stoße auf diese rätselhafte retro-avantgardistische Architekturskulptur an der Ecke Rosa-Luxemburg-Straße, ist das historistischer Expressionismus? frage ich mich, wie immer, wenn ich dieses Gebäude sehe. Und stehen dort, nirgends brennt Licht, vielleicht alle Wohnungen leer? Ein Nachbargrundstück ist noch unbebaut, hinter dem grell beleuchteten Werbezaun, der die Brache zur Alten Schönhauser hin umschließt, liegen abgerissene Plakate, leere Flaschen und ein kaputter Kinderwagen.

Einen Moment lang bin ich versucht, meine Mülltüte dazu zu werfen, trage sie dann aber, sie ist ja nicht schwer, doch die Schönhauser Allee hinauf, vorbei an der schönrenovierten Ex-Ruine Pfefferberg. Das riesige, viel zu perfekte spanische Touristenrestaurant hat schon geschlossen. Ich biege in die Schwedter Straße ein, überquere die Choriner und stehe wieder vor dem Haliflor. Anne, Sonntag ist ihr Abend an der Bar, sieht mich und winkt. Ich setze die Tüte ab, gehe hinein, bestelle ein Bier und erzähle, sie hält das natürlich für eine Ausrede, daß ich bloß den Müll hinuntertragen wollte. Zwei Franzosen, die neben mir am Tresen trinken, unterhalten sich über Neukölln. Die Tüte werfe ich später in den Müllcontainer im Hof.

Die nächsten außerbetrieb-Termine: Literatur-Wissenschaft, Splitterpole (Freitag/Samstag)

29 Sept

Das Wochenende wird mal wieder vollgepackt mit vielen Sachen, und die zwei schönsten sind sicherlich am Freitag und am Samstag in der Lettrétage mitzuerleben, also hin zur Methfesselstraße 23-25, 5€ oder 3€ Eintritt pro Abend sind einzuplanen und gleichermaßen viel Spaß und Futter für’s Hirn.

Literatur-Wissenschaft: Anknüpfungen

Die Berührungspunkte sind eigentlich offensichtlich und trotzdem widmen sich wenige Akademikerinnen und Akademiker der Gegenwartslyrik, noch seltener jene, die nicht sowieso mit dem Literaturbetrieb in Berührung stehen. Es ist nicht nur an der Zeit, nach den Gründen zu suchen, es ist vor allem dringend notwendig, dies zu ändern. Vier Autorinnen und Autoren stehen vier Literaturwissenschaftlern gegenüber, der Text bleibt Mittelpunkt.

Es wird Zeit, wieder anzuknüpfen. Prof. Dr. Remigius Bunia (Freie Universität Berlin), Dr. Michael Gratz (Universität Greifswald), Dr. Tim Lörke (Freie Universität Berlin) und Johannes Schüller (Master-Student Freie Universität Berlin) haben von uns Texte von je drei Autorinnen und Autoren zugesandt bekommen, Texte, die vorher anonymisiert wurden.

Jeder von ihnen wählte ein, zwei Gedichte einer Autorin oder eines Autors aus und beschäftigte sich, losgelöst von jedem Kontext, mit ihnen – wie, das überliessen wir ihnen. Am Freitag, dem 30.09. nun werden sie ihre Ergebnisse vorstellen. Die Gedichte von Daniela Seel, Norbert Lange, Tom Schulz und Steffen Popp werden am Abend verlesen und die Autoren werden, sofern sich dies einrichten liess (Daniela Seel wird voraussichtlich via Skype zugeschaltet werden, Tom Schulz‚ Text wird von Björn Kuhligk verlesen) die Möglichkeit haben, Stellung zu beziehen. Es geht um Anknüpfung: Wissenschaft, die an Lyrik anknüpft, Autoren, die an akademische Überlegungen anknüpfen können.

Splitterpole: Traditionslinien

Wenn wir schon literarische Lesung und akademische Vorlesung kombinieren, warum nicht auch Diskussion und Lesung? Wir haben Autorinnen und Autoren mit markanten Positionen eingeladen, uns Rede und Antwort zu stehen – auf unsere Schlagworte hin reagieren sie – mit Lyrik, mit Kommentaren, mit Meinungen. Eventuell mit allem zusammen? Wir werden es sehen und sind selbst brandgespannt auf Verlauf und Ergebnis dieses Experiments, an dem Simone Kornappel, Max Czollek, Kathrin Schmidt, Hendrik Jackson und Tobias Amslinger teilnehmen werden.

 

Na dann, wir sehen uns da!

Der parlandopark ist umgezogen und präsentiert morgen (29. 5.) internationale Lyrik

28 Mai

Bevor es am 13. Juni bei uns mit einem erstklassigen Berliner Prosaabend weitergeht, zu dem wir HANNES KÖHLER („In Spuren“, mairisch), SASCHA REH („Falscher Frühling“, Schöffling & Co) und TOM MÜLLER (open mike-Entdeckung) begrüßen dürfen, reisen wir morgen mal wieder in Richtung Prenzlauer Berg: Zum parlandopark mit den frisch eingeflogenen Lyrikern EFE DUYAN aus Istanbul, MACGREGOR CARTS und  BRANDON DOWNING aus New York. Moderiert wird der Abend von Uljana Wolf und Hendrik Jackson.

WICHTIG, WICHTIG: der parlandopark findet nicht mehr im Soupanova statt, sondern im:

St. Gaudy Café
Gaudystr. 1
Prenzlauer Berg
zwischen Eberswalder Straße U2
Tram M1 und M10 Station: Milastraße
und S-Bahn Schönhauser Allee

Beginn, wie immer um 20 Uhr.

Der Eintritt bleibt natürlich frei!

Die Dichter:

Duties of an English Foreign SecretaryMacgregor Carts erster Gedichtband, wurde 2009 bei Fence Books veröffentlicht, 2011 folgte das Chapbook The Archers. Er war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Gem: A Journal of Poetic Research (siehe Archiv auf www.germspot.blogspot.com) und Kurator der Montagslesungen im St. Mark’s Poetry Project. Er lebt in New York, wo er Poesie am Pratt Institute untterichtet.

Der Filmemacher, Videokünstler und Dichter Brandon Downing kommt aus der San Franscisco Bay Area und lebt seit 2000 in New York, wo er als Austellungsdesigner und Autor arbeitet. Er veröffentlichte u.a. die Gedichtbände The Shirt Weapon (Germ 2002) und Dark Brandon (Faux, 2005) sowie die DVD Dark Brandon // Eternal Classics. Seine aktuellen Fotoarbeiten sind auf www.brandondowning.org zu sehen. Als VJ der New Yorker Lesereihe „Space Space“ wird Brandon Downing für Werke wie seine Lassie-Video-Oper gefürchtet und geliebt.

Efe Duyan ist Dichter und Architekt. Er lehrt Architektur an der Mimar Sinan Fine Arts University, Istanbul. Duyan war Mitherausgeber der Zeitschriften NikbinlikDamarSol und Sanat Cephesi, er veröffentlichte Gedichte und Essays in literarischen Magazinen wie Edebiyat Eleştiri und Öteki‐Siz undlas bei diversen internationalen Literaturfestivals2006 wurde sein erster Gedichtband Takas (mit Kemal Özer) veröffentlicht; sein Buch Construction of Characters in Nâzım Hikmet’s Poetry erschien 2008.  Das Internetmagazin Maintenant schreibt über ihn: Efe Duyan is one of the most resolute stylists and theorists of his generation, a lauded Nazim Hikmet scholar and an architect by trade, his eloquent and erudite poetry has earned him a reputation across the continent.”

So viel Literatur, so wenig parallele Persönlichkeiten: Lettrétage, J. Frank, Milena Oda und ParlandoPark

30 Mär

Es kommt irgendwann für jeden der Moment, in dem er eingestehen muss, dass er Harry Potter gelesen hat. Meistens, wenn er vor der Wahl steht, drei gute Veranstaltungen an einem Abend zu besuchen und grummelt, dass man so ein nützliches magisches Gerät bräuchte wie Hermione Granger. Das lässt einen für einen bestimmten Zeitraum (so gut hab ich’s dann doch nicht gelesen, hust hust) in der Zeit zurückreisen und macht es so möglich, gleichzeitig an zwei Orten zu sein, Parallelpersönlichkeiten zu haben.

Das Ding hätten wir gerne für Freitag, den 1. April, denn da konkurrieren in Berlin einige feine Angebot. Handeln wir das alphabetisch ab:

Freitag: 1. Hugo Ball – Der magische Bischof der Avantgarde in der Lettrétage

Michael Braun, Norbert Lange, Karl Piberhofer und Bärbel Reetz bitten zur Teilnahme an einer literaturhistorisch-dichterisch-biogiraphisch-onomatopoetischen Karawane. Nicht nur um Hugo Ball werden sich die vier kümmern, sondern auch um seine Lebensgefährtin Emmy Ball-Hennings.

Das klingt gut genug, um sich 5€ Eintritt in die Methfesselstraße 23-25 mitzunehmen. Wer schnell genug losgeht/-fährt ist dann auch um 19.30h pünktlich da. Jolifanto bamblatastisch!

Freitag: 2. Buchpremiere von Milena Odas „Nennen Sie mich Diener“ im Club der polnischen Versager

Eigentlich ist sie ja Tschechin und alles andere als eine Versagerin, aber lassen wir das mal so durchgehen. Da die Veranstaltung um 21h losgeht, könnte man es von der Lettrétage vielleicht noch bedingt pünktlich in die Ackerstraße 168 schaffe, um Milena mit ihren sage und schreibe sechs Mitakteuren zuzuschauen und -zuhören.

Danach gibt es noch ein Diener, äh, DJ-Set. (Absolutes Kalauerverbot jetzt!)

Freitag: 3. Blickdicht lieben die Stare in der Z-Bar

KREUZWORT-Veteranen Tom Schulz und Lutz Steinbrück geben sich ebenfalls ab 21h in der Bergstraße 2 die Ehre, was dann je nach Bonität 3 oder 5€ Eintritt kosten wird.

Samstag: Parasitenpresse stellt sich in der Lettrétage vor

Am Samstag, dem 2. April fällt uns gerade nur ein place to be ein: Wieder die bezaubernde Lettrétage, in welcher ab 19.30h für 5€ die parasitenpresse ihre Aufwartung macht. Das heißt Texte satt von Timo Berger, Adrian Kasnitz und Angela Sanmann– und sie lesen nicht nur ihre eigenen! Ab in die Methfesselstraße 23-25!

Sonntag: Ben Lerner und: In memoriam Alexej Parschtschikow

Im Soupanova in der Stagardener Straße 24 stellt das Qualitätsteam Hendrik Jackson/Steffen Popp nicht Ben Lerner (in Fleisch und Blut) vor, sondern gedenken auch Alexej Parschtschikow. Kostet nix€ Eintritt und man sollte ab 20h da sein.

Die nächsten Termine: lauter niemand-Benefiz, Club Palenquita Islands und ParlandoPark

25 Jan

Nach einem sehr schönen Abend mit Manuel Stallbaumer, Jan Skudlarek, Philipp Günzel und unserem kurzfristig eingespannten Special Guest Armin Kurosh Marschall (danke an alle vier an dieser Stelle!) möchten wir wieder über ein paar Kreuzwort-externe, aber unbedingt lohnenswerte Veranstaltungen informieren.

 

lauter niemand Soli-Lesung am 26.01.

lauter niemand, Literaturzeitschrift und Literaturlabor in einem, gehört sowieso unterstützt. Die konkrete Chance dazu bietet sich (neben dem Kauf der Zeitschrift natürlich) am Mittwoch, dem 26.01. ab 20.30h im Max und Moritz in der Oranienstraße 162.

Dort findet eine Soli- bzw. Benefiz-Lesung für den Verein statt. Das Programm lässt die 7€ Eintritt ziemlich schlapp erscheinen:

Volker Braun
Tanja Dückers

Kristof Magnusson
Kathrin Röggla

Torsten Schulz
Arnold Stadler

Ulf Stolterfoht
Julia Zange

Also nichts wie hin da, für den guten Zweck, den guten Text und einen schönen Abend!

 

Club Palenquita Islands am 29.01./30.01.

Palenquita, das ist eine Insel, die man – bei passendem Kleingeld – sich durchaus mal gönnen könnte. Jinn Pogy (wir erinnern uns) hat sich in einem lohnenswerten Text literarisch mit Palenquita auseinandergesetzt. Davon ausgehend entwickelte Jinn mit Johann Reißer und 12 weiteren Künstlern und Dichtern die begehbare Installation Club Palenquita Island.

Am Samstag, dem 29.01. veranstalten die 14 Künstler nun in der Galerie Open am Legiendamm 18-20 einen Abend, der es mit Sicherheit in sich hat: „ Mediale Konstruktionen von Inseln werden auf mehreren, im Raum verteilten „Inseln“ in Performances, Textvorträgen, Installationen, Film- und Musikdarbietungen der 14 teilnehmenden Künstler verhandelt.“ – Literatur, Musik, Installationen, Filme – alles dabei.

Ganz im Gegensatz zu so mancher tropischer Insel ist Eintritt und Spaß an der Sache kostenlos.

Wir packen die Badehosen und raten euch, das auch zu tun!

(Am Tag drauf geht’s dann auch gleich weiter mit einer „Strandstreifenlesung“ + Klangcollage; das geht um 14 Uhr los.)

 

ParlandoPark: Büro für Kritik am 30. Januar

Offene Bühne mit Hendrik Jackson, der entweder „Sodom & Gomorrah“ oder „Honigzungen“-Besprechungen abliefern wird.

Auf jeden Fall lohnenswert, allein schon, weil ParlandoPark unsere neue Lieblingslesebühne ist.

Zu finden im Prenzlberg, genauer gesagt in der Stargader Straße 24 im Soupanova (keine Angst, haben auch Bier und feste Nahrung). Geht los ab 20h und ist für umme (sagt man das noch, wenn man kostenlos meint?).

Traut euch!

Literarische Ausgehtipps zum Wochenende:

12 Jan

Bevor es am 24. Januar mit Simone Kornappel, Philipp Günzel, Jan Skudlarek und Manuel Stallbaumer bei uns weitergeht, hier unsere Vorschläge für die Wochenendgestaltung:

Am Freitag, 14. Januar:

randnummer – Releaselesung zur 3. Ausgabe

Das Hamburger Literaturmagazin für Gegenwartsliteratur präsentiert eine Zivilcollage mit:

Nicolai Kobus

Hendrik Jackson

Richard Duraj

Manuel Stallbaumer

http://www.randnummer.org/

In der Lettrétage:

Methfesselstraße 23-25, Berlin (U Mehringdamm / U Platz der Luftbrücke)

Start: 19.30 Uhr

Eintritt: 5 Euro

Am Samstag, 15. Januar: OHNE TIERE

Lesung, ebenfalls in der Lettrétage, mit:

Tom Bresemann

Roman Israel

Sonja vom Brocke

Sonja vom Brocke (geb. 1980 in Hagen/Westfalen, lebt in Berlin) schreibt Gedichte, Prosa und monologische bis vielstimmige Texte. Sie veröffentlichte bislang in Zeitschriften und 2010 die Einzelpublikation Ohne Tiere im Verlag Heckler und Koch, Berlin. Hin und wieder arbeitet sie mit bildenden Künstlern zusammen und rückt dabei ihre Texte in räumliche Verhältnisse auch abseits des Blattes.

Roman Israel (geb. 1979 in Löbau) lebt als freier Autor in Dresden und Leipzig. Seine Texte kombiniert er mit Fotos, Grafik, Film, Musik. Zu seinen literarischen Besonderheiten zählen Beschreibungen skurriler Charaktere und Situationen mit gesellschaftskritischen, nicht selten politischen Untertönen. Seit 2005 ist er Mitglied der Lesebühne Sax Royal, die monatlich im Kulturzentrum Scheune in der Dresdner Neustadt ihre neuesten Geschichten, Gedichte, Songs und Hörspiele präsentiert.

Tom Bresemann (geb. 1978 in Berlin) ist bisher hauptsächlich als Lyriker in Erscheinung getreten. Nach Abschluss der Arbeiten an seinem 2011 erscheinenden Gedichtband widmet er sich hauptsächlich dem Schreiben von Erzählungen und wird aus seinem entstehenden Prosamanuskript lesen. Die Publikation Covering Onetti (Verlag Lettrétage) bildet hierbei einen Referenzpunkt, von dem es sich fortzuschreiben gilt.

In der Lettrétage:

Methfesselstraße 23-25, Berlin (U Mehringdamm / U Platz der Luftbrücke)

Start: 19.30 Uhr

Eintritt: 5 Euro

Am Sonntag, 16. Januar:

Parlandopark, diesmal „björk binär“

Der dieswöchige offene Lese- und Diskussionsabend wird von der Lyrikerin und randnummer-Herausgeberin SIMONE KORNAPPEL moderiert:

Videos zu aktuellen humanoiden Robotern aus Korea (eveR-) und Japan (hrp-4c)

Ausgesuchte Maschinen- und Databaselyrik verschiedener Autoren

Dazu Auszüge aus ULF STOLTERFOHTS „ammengespärche“ (roughbooks)

Gast & Gedichte „zwischen den nullen und einsen“: PHILIP MAROLDT

Im Anschluss offene Köpfe, Diskussion

Im Soupanova:

Stargarder Straße 24 (S Prenzlauer Allee)

Start: 20 Uhr

Eintritt frei