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Zeitschriften! Und: KREUZWORT am 12.12. mit D. FRÜHAUF, K. HARTWELL & D. WAGNER

5 Dez

Bevor ich mit dem Sturmhagel an Informationen zum nächsten KREUZWORT-Abend am 12.12. mit David Frühauf, Katharina Hartwell und David Wagner beginne, hier noch zwei kurze Hinweise in nur semi-eigennütziger Sache:

Wir lieben ja Zeitschriften und lesen sie vor dem Schlafgehen, nach dem Aufstehen, im Bus, beim Überqueren der Straße und auch bei gelegentlich sich ergebenden Krankenhausaufenthalten, wenn wir mal wieder angefahren wurden. Besonders angetan haben es uns die randnummer literaturhefte, die es bei unseren Lesungen ab sofort für billige 5€ zu kaufen gibt. Dafür gibt es in der vierten, soeben erschienenen (enenen!) Ausgabe nicht nur fantastisches Artwork und wahnsinnig gute Collagen von Mitherausgeberin Simone Kornappel (an der Stelle Gratulation unsererseits für eine Publikation ganz anderer Art), sondern diese hat zusammen mit ihrem Kollegen Philipp Günzel auch eine sehr schmucke Textauswahl getroffen. Es warten Konstantin Ames, Dennis Büscher-Ulbrich, Nina Bußmann, Kristoffer Patrick Cornils, Max Czollek, René Hamann, Hendrik Jackson, Bülent Kacan, Nicolai Kobus, Jan Kuhlbrodt, Tristan Marquardt, Robert Monat, Stephan Reich, Monika Rinck, Tibor Schneider, Sabine Scho, Mathias Traxler, Michael Zoch, Dmitry Golynko (übersetzt von Alexander Filyuta) und Birgit Kreipe (im Interview mit Simone Kornappel) mit neuen Texten auf. Grund genug, am 12.12. 5€ mehr einzustecken und sich eine randnummer mitzunehmen – wir verdienen da selbstverständlich nichts dran, sondern leiten das Geld an Simone und Philipp weiter, die sich mit der hochwertigen Ausgabe in Unkosten gestürzt haben.

 

Kostenlos war allerdings die erste Ausgabe der Zeitschrift Sachen mit Wörtern, von denen letztes Mal bereits ein paar auslagen und samt und sonders in diversen Taschen verschwanden. Wer kein Printexemplar mehr abbekommen hat, sich aber trotzdem ein Interview mit uns durchlesen möchte (hier nur kurz der Hinweis, dass der im Gespräch erwähnte Abend in Kooperation mit fixpoetry schon gelaufen ist), der kann das hier in aller Ruhe tun. Interessant genug und dank der Illustrationen von Petrus Akkordeon auch schmuck anzusehen.

Aber nun Butter bei die Fische, ich halte mich kurz: Am 12.12. ist wieder KREUZWORT! Das letzte Mal im turbulenten Jahr 2011, bevor es dann im Januar weitergeht. Wir freuen uns auf drei Mal Prosa von David Frühauf, Katharina Hartwell und David Wagner (bevor jetzt jemand naseweis wird: Insgesamt drei Mal, nicht jeweils!). Das wie mittlerweile ja bestens bekannt aus unserer Lieblingstrinkanstalt, dem Damensalon in der Reuterstraße 39 nahe der U-Bahn-Stationen Hermannplatz und Schönleinstraße. Das Ganze kostet 3€, Einlass ab 20h.

David Frühauf, geboren 1987 in Braunau am Inn, Oberösterreich. Seit 2007 Germanistikstudium, 2009 Aufnahme des Studiums „Sprachkunst“ an der Universität der angewandten Kunst Wien, seit 2010 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Ich hätte nicht zu sagen gewusst, woher du stammtest oder ob es solch eine Region überhaupt je gegeben hatte, die nicht erst durch meinen Zuspruch, mein Einsagen – mit flatternden Händen, mit flüsternden Gliedern – als Erfindung, ja, möglicherweise als Erinnerungslandschaft in mir und durch dich entstehen konnte. Doch nichts widerfuhr dir, nichts durch dich. Es schien, als wärst du von Beginn an gewesen, einzig um sagen zu können: Es gibt –; und dann darin zu verschwinden, unsichtbar zu werden, wie in Wiederholung übergangen, damit das Gedächtnis mit Sicherheit sich selbst auslösche – keine dieser Silben würde je über deine Lippen gekommen sein, oder sich als dir eigen zu verstehen gegeben haben. Dass du so flüchtig bist, rief ich, so vage und wölbend, so splitternd, zerrissen, beständig zugleich, wie mehrfach gespiegelt, meint: an meiner statt, um Stellen versetzt, verzerrt, und dich dadurch einer Anrede entzögst; revozierte Marter, ja, epiphane Bildflut und -flucht, und du zwischendurch aufschrecktest, als hätte dir jedes (weitere) Wort etwas anhaben können, hätte sich dir aufgedrängt und dich auf eines davon zu reduzieren versucht. Was für Sätze wären das, aus welchen Buchstaben wären sie gemacht? Jeder einzelne befremdete dich zutiefst, und ich wagte kaum zu atmen, befürchtete das Schlimmste eintreten gelassen zu haben: dass ich eines Tages nicht mehr aus dem Vergessen erwachen würde und all die an dich gerichteten Appellationen auch nach wiederholtem Male ungehört blieben. Welche dieser Masken würde sich dann dennoch vereinnahmen lassen, welche ließe dich zurück, in Keimen, in kleineren Mengen, um daraus zu schöpfen, zu erschließen, mich daran zu halten und welche verstünde sich noch darauf, dich in derselben Weise zu nennen, zu rufen, ohne stets denselben Namen zu verwenden und ohne zu antworten?

Katharina Hartwell, 1984 in Köln geboren. 2003 bis 2010 Studium der Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main. Seit 2010 Master „Literarisches Schreiben“ am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2006 und 2010 Preisträgerin “Junges Literaturforum Hessen-Thüringen“. 2009 MDR Literaturpreis. 2010 Arbeitsstipendium des LCB und Finalistin beim 18. Open Mike. Debüt „Im Eisluftballon – Erzählungen“ im Poetenladen Verlag erschienen. 2011 Aufenthaltsstipendium Künstlerdorf Schöppingen sowie Arbeitsstipendium der Jürgen Ponto-Stiftung.

Auszug aus dem Romanprojekt „Das fremde Meer“:

Du hörst jetzt die erste Geschichte. Du musst die Augen nicht öffnen, musst dich nicht bewegen, musst nicht mit dem Kopf nicken und ihn auch nicht schütteln. Heute Nacht nehme ich dich mit auf eine Reise, auf hundert Reisen nehme ich dich mit, und vielleicht sind wir dorthin unterwegs, wo du noch nie hin wolltest, wo keiner zu Hause sein möchte. Und vielleicht wirst du allein sein, einsam sein, wirst denken, dass ich dich nicht finden werde, nicht weiß, wo du bist, keiner weiß, wo du bist, und du warten musst, wie Rapunzel in ihrem Turm, wie Schneewittchen im Sarg aus Glas, wie Dornröschen hinter der Hecke. Mach dir keine Sorgen, halte still, halte dich gerade, halte Ausschau, warte, bis sich eine Tür öffnet, jemand den Raum betritt, jemand deinen Namen sagt, jemand durch die Fluten, durch den Wald, durch die Straßen, durch die Nacht zu dir kommt und dich an die Hand nimmt.

David Wagner, geboren 1971, wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter mit dem Walter-Serner-Preis, dem Dedalus-Preis für Neue Literatur und dem Georg-K.-Glaser-Preis. Er lebt in Berlin. Im Jahr 2000 veröffentlichte er seinen Debütroman »Meine nachtblaue Hose«. Sein jüngster Roman, »Vier Äpfel«, stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2009.

David Wagner wandert durch die Stadt, allein, manchmal in Begleitung. Was ist die Stadt? Wie lässt sie sich beschreiben? Immer wieder stößt er auf die Trümmer der deutschen Geschichte. Wagner erzählt, wie sehr sich die Stadt in den letzten zehn Jahren verändert hat. Er macht ein Praktikum als Türsteher in der »Flittchen Bar«, trifft die Füchse auf der
Pfaueninsel und einen müden Bürgermeister neben einem Bärenkostüm. Er spaziert durch die Randgebiete und durch den alten Westen. Er geht die Baustellen ab und erinnert sich an Baulücken. David Wagner läuft seit zwanzig Jahren kreuz und quer durch Berlin. Er ist ein Stadtwanderer, »in Halbtrance, gepaart mit dem Willen zur illusionslosen Genauigkeit«, wie die Wochenzeitung Die Zeit meinte.

»Welche Farbe hat Berlin?« versammelt größtenteils unveröffentlichte Texte, die in den letzten Jahren entstanden sind.

Das liest sich so:

DIE MÜLLTÜTE

Ich will bloß den Müll hinuntertragen in den Hof, unten aber, ich habe die zugeknotete Abfalltüte noch in der Hand, gefällt mir die Nacht so gut, es riecht nach Frühling, daß ich hinaus auf die Straße gehe. Ich biege um zwei Ecken und stehe schon vor dem Café Haliflor – entscheide mich aber, die Luft ist so süß, weiterzugehen.

Fast alle Fenster in den Fassaden der Choriner Straße, es ist gleich Mitternacht, sind schon dunkel. Ich komme an dem alten, zweistöckigen Molkereigebäude und der Protzbaustelle Choriner Höfe vorbei, überquere die stille Kreuzung mit der Zehdenicker Straße, auf der Torstraße halte ich mich links. Vor dem Kaffee Burger, die Reformbühne ist aus, steht ein Bekannter auf dem Bürgersteig und raucht. Wir wechseln ein paar Worte, er sagt nichts zu der Mülltüte, die ich in der Hand halte.

Ich gehe weiter und biege in die Alte Schönhauser Straße, noch immer stehen dort diese seltsamen Bürocontainer mit Camouflage-Bemalung auf dem unbebauten Grundstück Ecke Linienstraße. Die Nacht, es ist Sonntag, ist ruhig, ich höre nur eine italienische Reisegruppe singen. Sie johlen in einiger Entfernung, sie grölen, sie haben gute Laune. Ich bleibe vor dem Espresso- und Kaffeemaschinengeschäft stehen, mir gefallen finnische Porzellantassen ein paar Schaufenster weiter, schließlich betrachte ich Umhängetaschen, die aus alten LKW-Planen genäht wurden.

Ich merke, daß ich die Mülltüte immer noch mit mir herumtrage, schaue mich um, weit und breit ist kein Mülleimer zu sehen. Von der Münzstraße komme ich in die Max-Beer-Straße, kehre nach wenigen Schritten aber wieder um, mir fällt ein, daß dort eine Freundin wohnt, der ich nun lieber nicht begegnen möchte, nicht mit einer Mülltüte in der Hand. Ich bewundere die nackten Betonwände in einem zum Ladenlokal umgebauten Plattenbau-Erdgeschoß und biege in die stille Almstadtstraße ein.

Es ist dreiviertel eins, und wenn mich jemand fragen würde, was machst du um diese Zeit mit einer Abfalltüte in der Hand vor dem Schaufenster der Buchhandlung Pro qm, ich wüßte keine Antwort. Ich wollte gar nicht spazieren gehen, ich bin heute schon unterwegs gewesen, ich wollte nur den Müll hinuntertragen. Scheint so, als hätten meine Schuhe ohne mich entschieden. Sie sind einfach losgegangen. Das Gehen hat sich verselbständigt, und ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich selbst, ob tatsächlich ich es bin, der hier einen Fuß vor den anderen setzt. Geht die Stadt vielleicht mit mir spazieren? Die Füße unterbrechen ihre Tätigkeit, als zwei sich laut unterhaltende Amerikaner auf mich zukommen, ziemlich betrunken sagen sie Hi und fragen, natürlich auf Englisch, wo sie hier Dope kaufen könnten. Mir fällt nichts anderes ein, als sie in den Weinbergspark zu schicken.
Ich gehe weiter, finde wieder in meinen Rhythmus, den eigenen Geh-Rhythmus, der es manchmal so schwierig macht, mit oder neben anderen zu gehen. Am besten geht es sich doch allein, denke ich – widerspreche mir dann aber, fallen mir doch sofort zwei, drei, vier Personen ein, mit denen ich sehr gerne gehe und schon viel gegangen bin. Ich komme wieder zur Torstraße und stoße auf diese rätselhafte retro-avantgardistische Architekturskulptur an der Ecke Rosa-Luxemburg-Straße, ist das historistischer Expressionismus? frage ich mich, wie immer, wenn ich dieses Gebäude sehe. Und stehen dort, nirgends brennt Licht, vielleicht alle Wohnungen leer? Ein Nachbargrundstück ist noch unbebaut, hinter dem grell beleuchteten Werbezaun, der die Brache zur Alten Schönhauser hin umschließt, liegen abgerissene Plakate, leere Flaschen und ein kaputter Kinderwagen.

Einen Moment lang bin ich versucht, meine Mülltüte dazu zu werfen, trage sie dann aber, sie ist ja nicht schwer, doch die Schönhauser Allee hinauf, vorbei an der schönrenovierten Ex-Ruine Pfefferberg. Das riesige, viel zu perfekte spanische Touristenrestaurant hat schon geschlossen. Ich biege in die Schwedter Straße ein, überquere die Choriner und stehe wieder vor dem Haliflor. Anne, Sonntag ist ihr Abend an der Bar, sieht mich und winkt. Ich setze die Tüte ab, gehe hinein, bestelle ein Bier und erzähle, sie hält das natürlich für eine Ausrede, daß ich bloß den Müll hinuntertragen wollte. Zwei Franzosen, die neben mir am Tresen trinken, unterhalten sich über Neukölln. Die Tüte werfe ich später in den Müllcontainer im Hof.

KREUZWORT experimentell mit Ilja WINTHER, Tristan MARQUARDT und Ulf STOLTERFOHT am 09.05.

4 Mai

Die beste Zensusvermeidungsstrategie ist ja immer noch die: Einfach nicht zuhause sein*. Um einen adäquaten und bequemen Ersatzrahmen zu schaffen, gibt es am Stichtag der modernen Volkszählung, am 09.05. deshalb auch endlich wieder einen KREUZWORT-Abend. Abende beginnen meist um 20.30h und die 3€ Eintritt sind lediglich dann zu entrichten, wenn man kein Zimmermann mit hochschwangerer Ehefrau ist. In einem solchen Fall würden wir Esel und alles weitere stellen, so könnte ja immerhin das Schatzi Neuberg in der Kottbusser Straße 13 zwischen U Kottbusser Tor und U Schönleinstraße der Ausgangspunkt einer neuen monotheistischen Religion sein. Solange wird aber ja seitens der Autoren fleißig geboren und das volle Kanne aus dem Broca-Zentrum: Ilja Winther, Tristan Marquardt und Ulf Stolterfoht werden uns ein klein wenig lyrische Hirnschau genehmigen. Das liest sich alles so an:

Ilja Winther, geb. 1989 in Horst, lebt in Berlin. Schreibt Lyrik und Kurzprosa. Seit 2010 ist er Mitglied des Lyrikzirkels G13 (http://gdreizehn.wordpress.com).

zündet sie an
die heidschnucken vor den toren
der hure hannover
reißt die mauern ein
erbaut sie neu
denn es liegt luft
in der luft

soldat mit battnz auf der brust
landet weich im blumenbeet
neben dem gartenzwerg
nach dem hangover auf dem balkon
seiner großeltern

innerlich nun ein rumäne
die haare entsprechend
libysche lovesongs auf den lippen
und tartarischen brotaufstrich im gebiss
ruft er: ja!
und: auf!

Tristan Marquardt, geb. 1987 in Göttingen, lebt in München und Zürich. Schreibt Lyrik. War 2009 Mitgründer des Lyrikzirkels G13 (http://gdreizehn.wordpress.com); 2009/10 Teilnahme an den open poems unter der Leitung von Ulf Stolterfoht; 2010 Einladung an das Poesiefestival Berlin und das Festival Localize in Potsdam. 2011/12 wird sein Langpoem „diskrete eskapaden. lou andreas-salomé und rainer maria rilke in russland“ als Drama in Zürich uraufgeführt. Publikationen in Zeitschriften.

was ein glück! neues ist aus dem hütsamen schatz kleinstädtischen 
almanachs an unser ohr gedrungen. erinnern wir uns: zuletzt drang 
unschätzbar rezitabel ‚unwesentliches, das sein unwesen treibt‘ ein
 und das gilt es zu bewahren! nur an den marginalien der sozialen

 sauklaue lassen sich schließlich die kapitälchen überhaupt noch als 
solche betrachten / beträchtlich ächten: denn wie vernünftig bitte 
wäre rationalisierung ohne die ultras von lok leipzig? was wöge arbeit- 
geberpräsident hundt ohne abnahme? und wie viel macht hätten die

 bullen WIRKLICH? schwenk. deplatziertes umzusetzen ist das ein- 
zige gelenk des widerstands. und in genau dieses horn bläst auch der 
almanach in diesem jahr, wenn er besagt: wer immer im kommunen 
sud suhlt, verlässt ihn als gebranntes kind. wer andern an die gurgel

 greift, muss selbst über eine hand verfügen. geht die wurst erst um, 
geriert sich fleischkonsum als ungeheuer / elefant. dann gewinnt an 
harm, was jetzt noch los. ist überhand, was noch verlängerter arm. al- 
so höchste eisenbahn. am horizont grassiert die causa v-männer im

 unterhemd / wäsche als sozialer fakt: zur unkenntlichkeit einer abend- 
sonne. und selbstverständlich ist die zunahme linker gewalt nur mit zu- 
nehmender gewaltbereitschaft zu erklären. das wusste der almanach be- 
reits 202 vor: hannibal vs. scipio. als die elefanten auf der strecke blieben.

Ulf Stolterfoht, geb. 1963 in Stuttgart, lebt in Berlin. Lyriker und Übersetzer (u.a. J.H.Prynne, Tom Raworth, Gertrude Stein). Zuletzt: „ammengespräche“, Holderbank: roughbooks 2010. Knappe der Lyrikknappschaft Schöneberg und Mitglied des Impro-Kollektivs DAS WEIBCHEN. Im Internet betreibt er die linke Tageszeitung BRUETERICH TM (http://ulfstolterfoht.wordpress.com/).

tabor hardcore ecstasy. für clemens gadenstätter

erst mal was zum drüber brüten - etwa: fishygods gaggin oystrygods. 
wie hochkomplex das rockt. dann zuspielung aus dem bösendorfer- 
saal: "ein luigi nono / es gibt nur ein luigi nono" - schleife ad lib. dann 
landkreis mayen gegen erweiterte obertonreihen. dann lachenmann 
(against all odds). und dann sind wir quitt. ich leg das doobie brothers-

tape ein / du sagst, für dich dürfts auch sun ra sein. oder schnebel 
gegen die ihn umgebende gegend. so einer wird auch ungesignet 
gelabelt. dann meidlinger männergesang gegen den bund der schwer- 
metaller stockerau. admira-supporters gegen homophobie und män- 
nergewalt. man traf sich für gewöhnlich im café sperlhof, um bier zu 

trinken und der eigenen gesellschaftsverachtung freien lauf zu lassen. 
komponisten nämlich sind zwitter: halb mensch, halb stuhl. und ihre 
hauptaufgabe besteht in der drastifizierung des satzes. an diesem 
punkt tritt schönbergs tochter auf, die spätere frau nono. sehr heftig 
wettert webern gegen def leppard. merle haggard verachtet alle mo-

dalen systeme. alban berg zuletzt gegen den riesenhaft aufragenden 
mißbrauchsbeauftragten der pietistischen gemeinden in vorarlberg und 
rest-tirol. es ging sich gerade so aus. pinzgauer künstler gegen tempo 
130. gebühren-igel gegen die noise-hölle imst. gstaad wurde für jahre 
von charly steeb dominiert. dann glutrote sonne. dies leuchten über dem

musikverein ("ein anton webern / nur ein anton webern"). extreme diri- 
gentenbewegung für gerade mal ein beschissenes cis. hindemith. mark e. 
smith. das licht, das früh um fünf auf den augarten trifft - ist das etwa nichts? 
so manche frage ist offen geblieben - das stimmt! aber bitte bedenken sie: 
ich habe dieses gedicht auch nur in unterhose ("schlüppi") geschrieben. 
*Auch möglich eigentlich: Nicht die Tür aufmachen oder Jedi Mind Tricks anwenden (ihr wisst schon „Those aren’t the droids you’re looking for“, nicht die Band)

Dringende Ausgehempfehlungen: DichterFest 04 & g13: hall & rauch

21 Mär

Nachdem wir uns alle von der Leipziger Buchmesse erholt, unsere Socken gewaschen haben und wieder fit wie Turnschuhe durch Berlin tigern, sollten wir uns folglich dem hiesigen Literaturbetrieb ergeben. Da gibt es neben dem nächsten KREUZWORT-Abend mit Nikola Richter, Mathias Traxler und Gerhild Steinbuch am 28.03. im SCHATZI NEUBERG (it’s alive! it’s alive! …and kicking!) zwei ganz besonders feine Abende.

1. Das DichterFest 04 am 23.03. in der von uns hochgeschätzten Primitiv Bar

Simon Godart zieht diesmal seine Fäden aus dem Hintergrund, wartet aber mit einem mehr als feinen Programm für Connoisseure der Berliner Gegenwartslyrik auf:

  • Stephan Reich
  • Julia Trompeter
  • Jan Fabritius
  • Niklas Lemniskate
  • Ilja Winther

Danach gibt’s noch schmissige Musik von Festmusik Auferlegt. Ganz schön gutes Programm für die schlappen 2€ Eintritt, nicht wahr? Absolut wahr. Also: Am Mittwoch auf, auf in die Simon-Dach-Straße 28 und mitfesten, von 20h bis open end!

2. g13 in der Lettrétage: hall & rauch am 26.03.

Jetzt wird’s knifflig und langer Atem ist ein Muss, selbst bei einem kurzweiligen Vergnügen. Der Lyrikzirkel g13 dürfte KREUZWORT-Besuchern nun wahrlich nichts Neues sein, aber in der Lettrétage in der Methfesselstraße 23-25 zeigt sich, wie viele Hans Dämpfe da wirklich durch die Gassen rollen:

  • Rebecca Ciesielski
  • Max Czollek
  • Paula Glamann
  • Helene Könau
  • Alexander Makowka
  • Tristan Marquardt
  • Maria Natt
  • Can Pestanli
  • Friederike Scheffler
  • Lea Schneider
  • Yin Tsan
  • Ilja Winther
  • Nele Wolter

Ja, die lesen ALLE. Und nicht nur so larifari, sondern sie lassen sich von Tea Kolbe in Szene setzen.

Also hin da für ein wenig Lyrikbestiarium mit Bierempfang für summa summarum 5€ Eintritt (~35,7 Cent pro Mitwirkendem!), man sollte jedoch dringend um 19.30h dort sein, um sich noch eine Sitzgelegenheit in Form von einem halben Quadratmeter unbehandelten Dielenbodens abzugreifen!

Wir sehen uns dort, gebt uns gerne Getränke aus (Gin Tonic preferiert!). Bis es losgeht, könnt ihr euch an der folgenden Tagcloud erfreuen, ich hab bisher einen Ritter (ohne Pferd), ein Kaninchen (Niklas) und ein Haus (mit Reetdach) drin entdeckt:

Interview zu: Literatur & Internet

18 Jan

Als ein Projekt, welches sich vorrangig durch das Internet seine Autoren fischt, kommuniziert und die Werbetrommel rührt, profitieren wir von KREUZWORT außerordentlich durch das Internet. Und da dieser Blog von Anfang an dafür gedacht war, nicht nur als Terminkalender zu fungieren, sondern auch Inhalte zu tragen, gäbe es wohl keinen sinnigeren Anfang, als sich damit auseinanderzusetzen, womit wir täglich operieren: Dem Internet.

Tristan Marquardt, der bei uns zusammen mit Lea Schneider und Tom Bresemann unsere erste Lesung bestritt im E-Mail-Interview mit Kristoffer Cornils von KREUZWORT.

Kristoffer Cornils: Das Internet besitzt für die Literaturlandschaft mittlerweile einen hohen Stellenwert. In welcher Form nutzt du als Konsument von Literatur das Internet?

Tristan Marquardt: In jeglicher, und das nicht freiwillig. Grund dafür ist unser aller Liebling, das Buch, das zwar dafür sorgt, dass Literatur im Vergleich zu anderen Bereichen (Musik, Fotografie etc.) im Internet deutlich unterrepräsentiert erscheint, das selbst aber nie aufzufinden ist. Denn fast alle Buchhandlungen sagen dir: Lyrik ist tot – nur beim Zeitpunkt sind sie sich je nach Todesdatum von Celan, Jandl oder Domin uneinig. Also durchforsche ich das Internet und bin dankbar dafür, von nahezu jeder/m Lyriker/in ein paar Textproben zu finden, die dann darüber entscheiden, in welchen Gedichtband ich bei der nächsten Lohnauszahlung investiere.

Und wie ist es als Besucher von Literaturveranstaltungen wie Kreuzwort?

Newsletter, Mail-Verteiler, Homepages von Literaturinstitutionen – ich frage mich manchmal, wie das ohne Internet gelaufen ist.

Meinst du, die Bandbreite an Informationen lässt es überhaupt noch zu, genügend Aufmerksamkeit auf das Angebot zu richten? Oder muss man sich zwangsläufig etwas völlig Außergewöhnliches einfallen lassen, um Leser oder Besucher zu ködern?

Nicht zwingend. Ich würde darauf vertrauen, dass es doch eigentlich mehr die Leser/innen oder Besucher/innen sind, die das Angebot suchen und filtern, und weniger umgekehrt. Denn wenn man mit „völlig Außergewöhnlichem zu ködern“ versucht, verändert sich letztlich mehr die Art der Zielgruppe als ihre Größe – was ja durchaus auch interessant sein kann. Insgesamt würde ich aber gerade in der Lyrikszene nicht von einem Überangebot sprechen; in der Berliner Technowelt bspw. sieht das schon anders aus.

Die Vernetzung von Schriftstellern wird vereinfacht, der Austausch wird immer lebendiger und vielfältiger. Denkst du, das Internet führt durch die sukzessive Vernetzung auch zu einer Demokratisierung der Literaturszene?

Nein, und das liegt wiederum am Buch. Letztlich hat der hierarchische Aufbau der Literaturszene durch das Internet einfach einen breiteren Unterbau erhalten, in dem nun allerdings tatsächlich bessere und intensivere Vernetzung herrscht. Dennoch wird es kaum dazu kommen, dass Suhrkamp-Lektoren auf keinVerlag.de nach Nachwuchs stöbern, und das ist nachvollziehbar. Schließlich sind auch bei Zeitschriften die Anfragen stets höher als die Nachfrage.

Der Lyrikzirkel G13, in dem du dich auch bewegst, hat einen Blog, der stetig mit neuen Gedichten von euren Mitgliedern gefüttert wird. Würdest du sagen, dass das Internet eine Möglichkeit für unbekannte Autoren eröffnet, sich abseits der Szene, der Lesebühnen oder Zeitschriften zu etablieren?

Sich abseits der Szene etablieren – die Antwort darauf muss in unserem Falle so paradox wie die Frage sein: Ja und nein. Zunächst ist es so, dass unser Blog primär deshalb ins Leben gerufen wurde, um einen besseren Austausch unter den Mitgliedern zu ermöglichen, da es uns kaum je alle an einem Ort hält. Er war und ist also weniger als eine Repräsentationsplattform  im Stile des Poetenladens gedacht, sondern mehr als Netzwerk eines dynamischen Austauschs von Poesie und Poetologie. Je mehr von uns aber in Lesungen oder Zeitschriften aktiv wurden, desto mehr wurde auch der Blog zum Medium, sich einen Eindruck von uns zu verschaffen – die zurzeit ca. 10000 externen Zugriffe in knapp zehn Monaten zeugen davon. Trotzdem glaube ich, dass diese Art von Text-Veröffentlichung einem ‚Etablieren‘ im eigentlichen Sinne auch im Wege stehen kann: Der open mike bspw. lässt ausschließlich Texte zu, die auch im Internet noch unveröffentlicht sind – was ich, gelinde gesagt, ziemlich engstirnig finde.

Auf eurem Blog muss man immer etwas suchen, bis man herausfindet, von wem überhaupt der Text ist, den man grade gelesen hat. Ist diese so entstehende Anonymisierung der Texte beabsichtigt?

Die/den Autor/in findet man jeweils unter „Tags“ neben dem Text. Dass das nicht so offensiv dargestellt ist, finde ich deshalb schön, weil dadurch der Text im Zentrum steht, und nicht sofort nach Verfasser/in selektiert werden kann. Trotzdem ist es wichtig, diese kenntlich zu machen, weil wir eine sehr heterogene Gruppe sind und bleiben wollen. Ziel ist es, dass sich jeder auf seine Art entwickeln kann, nicht, dass unsere Texte untereinander austauschbar werden.

Interessant finde ich bei dir, dass du ein Pseudonym verwendest. Wieso? Meinst du, es ist dir trotzdem möglich, dir ‚einen Namen zu machen‘? Oder zielst du etwa grade darauf ab? Bei einer google-Suche habe ich schließlich mit „Tristan Marquardt“ mehr Erfolg als mit deinem bürgerlichen Namen.

Um es ehrlich zu sagen: Zunächst war meine Entscheidung für das Pseudonym aus Gründen der Abgrenzung von eigenem älterem Geschriebenen eine ziemlich naive. Mittlerweile habe ich begriffen, was es für Nachteile mit sich bringt. Ein Pseudonym gilt im literarischen Umfeld primär als arty und ist es deshalb auch. Dennoch hat gerade die damit in Zusammenhang stehende Art und Weise, wie man im Allgemeinen mit Namen umgeht, dazu geführt, das Pseudonym erst recht zu beizubehalten: Autor-Namen garantieren einen vermeintlichen Sinnzusammenhang zwischen Mensch und Text, worin weit mehr liegt als eine simple Verfasserzuschreibung. Originalität (1), Authentizität (2) und Kontinuität (3) sind hier nur einige Stichworte: Spätestens seit der Romantik erwartet man sich von Schriftsteller/innen, dass sie – weil durch höhere Inspiration angeregt – ‚Einzigartiges‘, ‚Originielles‘ schaffen (1), und zwar aus einem inneren Drang, einem Nicht-Anders-Können (2), und dass sich dabei durch ihr Lebenswerk ein roter Faden, ein Sinnzusammenhang zieht (3). Mit der Wahl gerade dieses Pseudonyms geht es mir darum, diese Prozesse wenigstens reflektiv zu halten – auch weil es für meine Lyrik eine große Rolle spielt. Zwar habe ‚ich als Mensch‘ weder etwas zu verbergen, noch zu exponieren. Dass das Pseudonym eine solche Vermutung aber nahe legt, verdeutlicht letztlich, was für alle Namen gilt: Sie sind stets mehr als nur simple Zuordnung.

Inwiefern benutzt ihr das Internet nicht nur als Plattform, sondern integriert es auch in eure Arbeit?

Die Integration ist ein guter Punkt: Gerade hier liegt vielleicht der zentrale Aspekt einer produktiven Begegnung von Literatur und Internet – ein Potential, das es größtenteils noch auszuschöpfen gilt. Denn man kann das Internet ja nicht nur als Plattform, sondern auch als Medium für lyrische Verfahren nutzen. Zwei kleine Beispiele: Erstens lässt sich etwa durch Hyperlinks die Grenze des traditionellen Text-Begriffs hin zu einem verwobeneren Gefüge überschreiten: betrachten sie die fauna im taunus. Zweitens hat das Internet die Formen der Wissensgenerierung und -sicherung verändert. Diesbezüglich liege ich gerade mit Wikipedia im Clinch. Nachdem ich immer wieder so großartiges Wissen von dort wie etwa der kranich ist ein vertreter aus der familie der kraniche lyrisch verarbeitet habe, hatte ich nun das Vorhaben, eine Wortschöpfung aus einem neueren Text durch einen selbst verfassten Wikipedia-Artikel „real“ und „wahr“ werden zu lassen. Zwar scheitere ich zurzeit am Fake-Filter, aber es wird sich schon noch eine Möglichkeit finden lassen, ihn mit ebenfalls fingierten Quellen zu umgehen.

Würdest du die digitale Poesie und den Umgang und die Integration des Internets als eine Ausprägung spezifisch ‚junger‘ Schriftsteller sehen?

Als Gegenstand der Thematisierung wohl schon. Wenn es aber um die angesprochenen Verfahren und Funktionsweisen des Internets geht, ist es, glaube ich, altersunabhängig eher generell experimentelle Lyrik, für die sich eine Arbeit mit dem Internet anbietet. So arbeitet ja z.B. Ulf Stolterfoht, den ich zwar noch nicht als alt, aber auch nicht mehr als jung bezeichnen würde, seit Jüngstem täglich an einem „Systemgedicht“ im Internet (siehe Link unten).

Was sind deiner Meinung nach die lohnenswertesten, interessantesten oder informativsten Internetseiten, was Literatur angeht?

Ich kann zwar kompetent nur für Lyrik sprechen, verweise da aber unumwunden auf das noch neue Blog-Gefüge BRUETERICH TM, in dem sich tägliche Dosen antisemantischer Impulse, eine Online-Zeitschrift, alter Körper – geladen mit Hass u.v.m. verweben. Ansonsten lässt sich der Tag wunderbar auf Lyrikline, dem Poetenladen, Lyrikkritik, Lyrikzeitung usw. usf. vertreiben. Zudem gibt’s ja ohnehin alle Infos auf uschtrin.de, und wenn dann noch Leute wie ihr dazu kommen, die ihren Blog nicht nur zur Promo, sondern auch für Inhaltliches nutzen, lohnt sich das Surfen umso mehr.

Vielen Dank für das Gespräch und bis hoffentlich bald wieder bei KREUZWORT.

Die Videos von unserer ersten Veranstaltung sind online!

9 Okt

Nicht vergessen: Am Montag sind wir wieder im Schatzi Neuberg zu Gast: u.a. mit neuer (!) Lyrik von LUTZ STEINBRÜCK! (alle Infos siehe im Post unten)

TOM BRESEMANN

LEA SCHNEIDER

TRISTAN MARQUARDT

Debüt-Lesung: 27. 09., 20.30h

25 Sept

Am Montag, dem 27. September geben wir ab 20.30h unser Debüt im Schatzi Neuberg (Kottbusser Straße 13, zwischen den U-Bahn-Stationen Kottbusser Tor und Schönleinstraße). Der Eintritt erfolgt auf freiwilliger Basis.

Es lesen Lea Schneider, Tristan Marquardt und Tom Bresemann.

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Lea Schneider ist Mitglied im Lyrikzirkel „g13“. Teilnahme u.a. an open poems und diversen Workshops.

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Textprobe:

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für W.B. u.a.
Hinter den Wäldern, wo er Osteuropa verdrängte,
in Wegen oder auf Ecken manchmal bei den näheren
Grenzen hatte sich früher Gewissheit angesammelt, um
die sich Kreise zogen. Besonders in den beweglichen
Herbstabenden wanderte er dort und nahm manches für
Stellen
, denen Räume folgen konnten, Leere oder Musik
über diesem, das nicht laut genug aber immer war –
Gewisses, das sich für ihn umdeutete zu Wenden, hängen
blieb im Anschlag
Halbton also nur. Die Blätter fielen aber
erwartungsvoller je weniger Vergrundung
im entbrennenden Dickicht war.
Konzentrisch, ahnte er, ließe die
Mitte nicht frei, sondern leer.

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Tristan Marquardt ist Mitglied im Lyrikzirkel „g13“, Teilnahme u.a. an den open poems 2009/2010; Erstaufführung seines lyrischen Dramas „„Diskrete Eskapaden. Lou Andreas-Salomé und Rainer Maria Rilke in Russland““ 2011 in Zürich.

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Textprobe:

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jetzt die sache mit dem einstieg sein lassen, auf dass die lücken
klaffen: wunden, überwunden, drastisch, und das etwas zu-
gesteuerte in die richtung unsrer mitte sein lassen, dem gefühlt
schaft-artigen der leiden land schaffen: emo-, sensa- und migra-
ins innere ende des lateins samt schein, etwas unbeholfen zu

sein. zweiter einsatz mit widersprüchlickeit als gewisser prämisse
der sinnlichkeit, sich zu zweit zu wissen/zu müssen, und über-
haupt müßig zu äußern, dass die erinnerung nicht kopflos trost-
sein wird
und nicht brotlos kunst, wie das o, im grunde des mun-
des, unter solchen umständen nur -halber einen andren ton haben

kann. aber dann: wissen wir zu fristen, zwischen a und o, als den
ausufernden ausrufen unseres inneren, und immerhin: haben wir
drei mal statt gefunden, waren nicht -lich und sind aus malen der
bewunderung verschwunden, ausgestiegen an der letzten möglich-
keit eines unterschiedes zwischen: verwundung und verwunderung.

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Sowohl Lea als auch Tristan tragen zu einem Blog bei, der hier zu finden und zu entdecken ist: http://gdreizehn.wordpress.com/

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Tom Bresemann, hat neben vielen Veröffentlichungen in diversen Magazinen und Anthologien auch einen eigenen Gedichtband veröffentlicht. Zudem ist er Mitbegründer S³ Literaturwerke und der Lettrétage.

Tom wird sich in von ihm bisher noch wenig erforschte Gebiete begeben und trägt Prosa vor.

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Textprobe:

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[…] Ankes Hintern schmerzt vor Kälte, und vom vielen Hin und Her auf der kalten, harten Holzbank, trotz des dicken Wintermantels, den sie über ihrem schwarzen Kleid bis nach unten zugeschlagen trägt, und trotz des Sitzkissens. Sie überlegt, doch noch schnell aufzuspringen und sich kurz um die Ecke in einen der Büsche zu schlagen, bevor es richtig losgehe, denn das Bedürfnis wird immer drängender, aber es ist schon zu spät, und als die Musik aussetzt, und die Bestatterin, die Anke vorher gar nicht bemerkt hatte, vor den Sarg schreitet, fast gleitend, als entsprünge sie einem Zombiefilm der 60er Jahre, und in grotesk perfekter Mimesis die gekrümmte Körperhaltung der Trauergäste nachempfindet, etwas vor sich hin murmelnd, muss Anke sich konzentrieren, um sich nicht in die Hosen zu machen, um nicht laut aufzulachen, vor allem jetzt, wo sich die Bestatterin zu den Gästendreht und ihre dünne Stimme anhebt:
Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt – Glücklich allein ist die Seele, die liebt. […]

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Hörprobe (hier Lyrik):

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http://www.randnummer.org/%F6ffentlicher_raum.mp3

(„Öffentlicher Raum“ erschien in der zweiten Ausgabe des grandiosen und preisgünstigen Randnummer Literaturheftes, zu finden und zu bestellen unter: www.randnummer.org)

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Wir freuen uns über jeden Zuschauer und -hörer und hoffen auf einen schönen Abend!

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