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KREATIVPAUSE BEI KREUZWORT

10 Jan

Nachdem Kristoffer Kreuzwort leider verlassen hat, erlaube ich mir eine kleine Pause einzulegen. Aber keine Sorge, wir (ja wir! Es gibt bereits eine neue Nummer 2 – das Geheimnis wird bald enthüllt.) kommen wieder. Voraussichtlich im März und dann ganz groß. Also lasst uns kurz verschnaufen. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Also leider leider keine Veranstaltungen im Januar und Februar. Bleibt uns trotzdem treu. Es wird sich lohnen.

Wir rufen den außerbetrieb aus!

8 Sept
Sehr geehrte Autorinnen und Autoren, Literatur- und Kunstinteressierte und -versessene, Kreuzwort-Aficionadas und -Aficionados, Lettrétage-Freundinnen und Freunde,
allen Gerüchten zum Trotz haben haben wir uns nicht mit Bergen von Altgold über alle Berge gemacht, sondern waren emsig, das Literaturfestival außerbetrieb zu organisieren. Das geht nicht spurlos an uns vorbei, unser Vokabular schrumpft merklich (Berge – Berge). Aber nun zu tagesaktuellen Themen und wirklich mal relevanten Informationen:
Der außerbetrieb rückt stündlich näher und bevor wir unser Programm am 14.09. in der Lettrétage (Methfesselstraße 23-25, 10965 Berlin) beginnen, wollten wir Sie und Euch noch mit den notwendigen Informationen versorgen und ein weiteres Mal dazu einladen, uns Texte für einige ausgesuchte Veranstaltungen zukommen zu lassen.
Die genauen Termine inklusive Kurzbeschreibungen der Veranstaltungen können Sie und könnt Ihr neben den Informationen zu allen Teilnehmenden und weiteren wissenswerten Fakten auf unserer Internetpräsenz einsehen. Die ist zu erreichen unter
(an dieser Stelle einen schönen Dank an Xuan Tran für das schicke Design und das Lettrétage-Team, insbesondere deren höchstkompetenten Praktikantinnen, für technische Unterstützung). Die Homepage wird in den kommenden Tagen noch mit weiteren Inhalten aufgefüllt, weshalb es sich täglich lohnen dürfte, ihr einen Besuch abzustatten, zum Morgenkaffee, zum Mittagskaffee, zum Abendkaffee, zum Mitternachtskaffee.
Bevor es allerdings mit außerbetrieb losgeht, wird in der Lettrétage am Montag, dem 12. September ab 17h noch eine Veranstaltung von, wie wir finden, äußerster Wichtigkeit nicht nur für Autorinnen und Autoren, sondern alle Kunstschaffenden und nicht zuletzt jeden Menschen, der sich für Literatur interessiert, besprochen: Kulturstaatssekretär André Schmitz wird mit Rike Bolte, Nikola Richter und Tom Bresemann darüber sprechen, warum die junge Literatur(szene) in Berlin so wichtig ist und was die Politik trotz knapper Mittel für sie tun kann. Weitere Informationen dazu auf Klick in der Datei Arm aber trotzdem.
+++ Weitere Informationen zu den unten genannten Veranstaltungen unter: http://ausserbetrieb.lettretage.de/termine.html sowie auf Klick in unserem Aufruf für das Projekt außerbetrieb (die Deadline für das Projekt Covering Covering Onetti ist abgelaufen, eine Teilnahme ist nicht mehr möglich!) +++

Aufruf für Texte – Willkürliche Würfel am 14.09.
Unser Programm startet mit dem Ende der konventionellen Lesung: Jede/r soll kommen und lesen. Wer genau und wann, das entscheiden nicht wir, sondern die Würfel. Was passt also besser zu einer Lesung, die vom Zufall, Wahrscheinlichkeit und doch etwas Willkür bestimmt wird, als Texte (jeglicher Form! Lyrik, (Kurz-)Prosa, essayistisches, Zeitungsartikel, – die Liste könnte unendlich sein), die sich mit den naheliegenden Themen auseinandersetzen: Chaos, Würfel/Aleatorik, Zufall, (Un)Wahrscheinlichkeit, Willkür, Struktur(en), Grenzen und Entgrenzungen. Wer keine eigenen Texte parat hat, darf gerne mitbringen, was ihn zu diesem Thema einfällt, wer nicht selbst erscheinen kann, den möchten wir bitten, uns Textmaterial zuzuschicken. Vorzugsweise im .pdf-Format, mit deutlicher Kennzeichnung, von wem der Text stammt (gegebenenfalls bibliographische Angaben) bitte inklusive einer Kurzvita an unsere e-Mail-Adresse kreuzwort.berlin@googlemail.com schicken, Stichwort: Würfel.
Anmeldung für den Workshop „All work and no play“ (Termine: Sitzungen am 25.09., 29.09., 09.10.; öffentliche Abschlusslesung: 14.10.)
Vielleicht der erste Literaturworkshop unter latenter Indizierungsgefahr: Autor Georg Leß leitet, unterstützt von Schriftstellerkollegen Jörg Albrecht und Horrorschauspielerin Anna Rot, einen Workshop, in dem sich Autorinnen und Autoren mit dem Horrorgenre auseinandersetzen sollen. Eine Voranmeldung ist notwendig, dazu bitte an g.less@web.de schreiben. Es fällt eine einmalige Teilnahmegebühr von 5€ an, Kunstblut und/oder Popcorn kann selbst mitgebracht werden. Achtung: Teilnahme ab 18 Jahren. (Nein, das ist kein Witz!)
transsub: Lyrik mit Fußnoten am 12.10.
Kein Text ist frei von Referenzen. An diesem Abend werden Einflüsse offen gelegt und Stammbäume ausgebreitet – es wird gecovert. Wir möchten jede/n herzlich einladen, uns weiterhin Texte zukommen zu lassen, die intertextuell arbeiten. Gedichte, in denen andere Texte zitiert werden, die auf Bilder referieren, auf Musikstücke – wir nehmen sie gerne noch an. Voraussetzung ist, dass die Bezüge offengelegt werden: Fußnoten, biliographische Angaben, in welcher Form auch immer, was zitiert wurde, muss erkenntlich werden (dafür reichen schlichte Quellenangaben). Gedichte bitte im .pdf-Format inklusive einer Kurzvita bitte an unsere e-Mail-Adresse kreuzwort.berlin@googlemail.com schicken, Stichwort: transsub. Auch hier nehmen wir gerne Texte von Autorinnen und Autoren an, die zu der Lesung am 12.10. eventuell nicht erscheinen können.

+++ Wir möchten darum bitten, alle Texte so zeitnah wie möglich einzuschicken! +++

Zudem lohnt es sich bestimmt, in nächster Zeit mal wieder einen Blick auf den schmählich von uns vernachlässigten KREUZWORT-Blog zu werfen: https://kreuzwortberlin.wordpress.com/ – denn wenn wir die Lettrétage übernehmen, dann übernehmen die auch KREUZWORT. Ist doch logisch! – Mehr Infos in Kürze.
Wir freuen uns sehr auf Ihre und Eure Partizipation – nicht nur als Lesende, sondern vor allem auch als Publikum – allzu teuer wird es bei 5€ pro Veranstaltung sicherlich nicht, zumal nicht mit Ermäßigung, das wären dann gediegene 3€.(Bei entsprechend hoher Nachfrage würden wir auch über ein Kombi-Ticket für mehrere Abende nachdenken – wer also daran Interesse hat, teile uns dies bitte kurz mit, e-Mail an kreuzwort.berlin@googlemail.com, Stichwort: Kombi-Ticket.)

Über Weiterleitung dieser Nachricht per e-Mail, Mund-zu-Mund-Propaganda, Mund-zu-Ohr-Propaganda (noch besser), Schnurtelefon oder Trommel- und Rauchzeichen sowie postalisch wären wir sehr dankbar.

Mit besten Grüßen voller Vorfreude,

Kristoffer Cornils & Carolin Beutel (KREUZWORT im außerbetrieb)

KREUZWORT trifft FIXPOETRY: Politische Lyrik am 11.07.

30 Jun

Der nächste KREUZWORT-Abend hat es mal wieder in sich: Ein kleines bisschen Aufruhr am Tag der Arbeit, Popsongs. DAU-Syndrome an der endgültigen Vorläufigkeit der Schlafplätze spielen sich wie Egoshooter – kurzum: Zusammen mit Julietta Fix von Fixpoetry und dem zugehörigen Verlag präsentiert KREUZWORT glatt fünf Lyriker, die Reflexion und Rebellion im Text verpacken: Max Czollek, Kai Pohl, Clemens Schittko, Tom Schulz und Johannes Jansen werden sich am 11.07. ab 20.30h (Achtung: Aufgrund des dicht gestrickten Zeitplans geht es pünktlich los – um 20h bereits da zu sein wird dringend empfohlen) in der Kottbusser Straße 13 im Bruegge einfinden. Zuschauen kostet die üblichen 3€, wer randalieren möchte, tut das lieber draußen und klärt den Kostenpunkt des Ganzen besser mit der Staatsgewalt ab.

(Da Max Czollek erst in letzter Sekunde von uns gebeten wurde, teilzunehmen, steht er leider nicht auf dem Banner. Er wird trotzdem kommen, darauf freuen wir uns sehr und entschuldigen uns an dieser Stelle.)

Max Czollek // geboren ’87 // Schule bis ’06 // Studium Wissenschaft bis jetzt // ’09 Gründung G13 // Veröffentlichungen, Lesungen, Freunde, Verlag und eine Blogadresse: http://gdreizehn.wordpress.com/

Quake 2011

du läufst fahnen ab: checkpoints
als wärst du in einem egoshooter
flutet das streusalz den boden
seit stunden / und du hast mal
wieder die schippe vergessen

an der ecke steht eine
mit schwachem prozessor und langem mantel
dieser halbvollen flasche sekt
zerhackt ein altes lexikon
mit einem handkantenschlag

amigo, das kennst du aus kung-fu
filmen da wolltest du immer
deine bauchmuskeln anspannen
zum sound von splitternden glas
den orgasmus zum happy end

 

 

Clemens Schittko und Kai Pohl haben kürzlich erst noch kollaboriert und konspiriert: Das Produkt heißt da kapo mit CS-Gas und sieht so aus:

 

Kai Pohl, *1964 | Wittenburg/Mecklenburg. Lebt in Berlin. Berufsausbildung zum Zerspanungsfacharbeiter. Danach u.a. tätig als Dreher, Heizer, Kraftfahrer, Bühnenmaler, Grafi ker. Studium des Kommunikationsdesigns. Mitbegründer und Redakteur der Zeitschrift fl oppy myriapoda. Veröff entlichungen (Auswahl): Fahrkarte zur Revolution, SuKuLTuR, Berlin 2011; Off nen+ Schiesen, Gedichte 1989 -2006, KRASH Neue Edition, Köln 2007; biofeedback panikenergie, Distillery, Berlin 2005.

Das DAU-Syndrom
armut verpflichtet
dummheit muß sich wieder lohnen
fatal ist, was unmut schafft

unmut verpfl ichtet
armut muß sich wieder lohnen
fatal ist, was dummheit schafft

dummheit verpflichtet
unmut muß sich wieder lohnen
fatal ist, was armut schafft

 

 

Clemens Schittko, *1978 | Berlin/Ost. Lebt in Berlin. 1998 Abitur. Ausgebildeter Gebäudereiniger und Verlagskaufmann. Abgebrochenes Studium der Literatur-, Musikwissenschaft und Philosophie. Arbeitete u.a. als Fensterputzer und Lektor. Gewinner des lauter niemand preises fur politische lyrik 2010. Veröff entlichungen (Auswahl): Manifest der Nachhut, Schock Edition, EdK/Distillery, Berlin 2011; Who is who / is who or what, Samson, Berlin 2010

Pop-Gedicht
Aus einer der Nachbarwohnungen
ist gegen Mitternacht
ein Stöhnen zu vernehmen.
Wird dort noch eigenständig
miteinander geschlafen
oder (auch) schon
ein Pornofi lm geschaut?

Der Sex der Deutschen
dauert durchschnittlich
etwa drei Minuten,
eine Single-Auskopplung,
die es in die Musikcharts schaff t,
ebenso.
Deshalb auch der Begriff Popsong.

Dieses Gedicht brauchte länger
als drei Minuten,
um geschrieben zu werden,
und es wird weniger
als drei Minuten dauern,
um es gelesen zu haben.
So gleicht sich
(Achtung: Phrase!)
im Leben alles wieder aus.
Vom Tod wollen wir ja
(bekanntlich)
nicht sprechen.

Wenn schon keine Rakete
einem Kirchturm gleicht,
so gleicht doch jeder Kirchturm
einer Rakete.

 

 

Tom Schulz beehrt uns bereits das zweite Mal (damals, wir erinnern uns: Im Exil, in der wunderbaren Primitiv Bar) und versprach uns intern ein Heimspiel.

*1970 | Oberlausitz, aufgewachsen in Ost-Berlin.1997 Erste Buchveröffentlichung. Von 1998 – 2001 Herausgeber der Edition Minotaurus (zusammen mit Björn Kuhligk) Seit 2002 Freier Autor. Lyrik, Prosa, Übersetzungen und Herausgabe. Bis 2007 in Berlin ansässig, zum Jahresende Umzug nach Augsburg. Lebt seit 2010 wieder in Berlin.
Dozent für „Kreatives Schreiben“ und Lyrikworkshops u.a. an der Universität Augsburg Mitorganisator des Schreibprojekts „Lust auf Lyrik“ an Augsburger Gymnasien. Redakteur und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „Lauter Niemand“.

Veröffentlichungen (Auswahl):
Need to speak to a Human? C4 Edition, Graz, 2011
Liebe die Stare. Prosa. Verlagshaus Johannes Frank, Berlin, 2011.
Kanon vor dem Verschwinden. Gedichte. Berlin Verlag, Berlin, September 2009.

Herausgeber der Anthologie “alles außer Tiernahrung – Neue Politische Gedichte“ – Rotbuch Verlag, 2009.

Auf Klick gibt’s eine Kostprobe:

Tom Schulz – Tag der Arbeit

 

 

Johannes Jansen

 *1966|Ost-Berlin . Aufgewachsen ist er in Freiburg, Leipzig und Pankow. Nach der Schule machte er eine Lehre als Graveur, ging dann zur Armee und begann danach ein Studium der Gebrauchsgrafik. Er lebt heute als freier Autor in Berlin. Auch arbeitet er in der Altenpflege und Heilpädagogik.

Veröffentlichungen (Auswahl):
Im Durchgang, Suhrkamp, 2009
Bollwerk, Kookbooks, 2006
Liebling, mach Lack! Kookbooks, 2004
Halbschlaf, Suhrkamp, 2004
Dickicht, Ritter, 2002

[Diese endgültige Vorläufigkeit…]

Diese endgültige Vorläufigkeit der Schlafplätze, die ich passiere, Kontrollpunkte meines Traums. Auf der Suche wie immer, doch letztendlich faul, weil vorhanden. Man muß nicht finden wollen. Nur die wunschlose Bemühung ist es, die unfehlbar eine Entschädigung einschließt. Eine Mahlzeit zum Beispiel und ein genießbarer Wein.

© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005 Aus: Halbschlaf. Tag Nacht Gedanken. Zeichnungen von Regen Wachsmuth Suhrkamp Verlag , Frankfurt am Main 2005 ISBN: 3-518-12380-7

Und, psssst: Sagen wir mal so: Wer sich nach der Lesung in die Bahn schwingt und Richtung Ostbahnhof fährt, der sollte dort dringend aussteigen. Das MARIA hat zwar zu, aber darunter rumort es noch – der Keller hat offen und statt Technozombies kommen da Beats raus. Sinniger-, irreführender- und witzigerweise heißt dieser Satellit des legendären Clubs Jesus und ab zwei steht da nicht nur Ruben McLoop auf der Bühne, Max Czolleks böser elektronischer Zwilling, sondern auch Simian Keiser, der ein entfernter Verwandter von Tristan Marquardt ist, allerdings nur namentlich, nicht aber räumlich – zwei Satansbraten in Jesu Bauchhöhle, da muss man doch…!

KREUZWORT am 27.06.: KORNAPPEL, KOKOT & CIESIELSKI

24 Jun

Wer nach dem Poesiefestival so etwas wie einen kollektiven Poesiekater erwarten, den sei ein uraltes Hausrezept verraten, das uns ja bereits unsere Großmütter zugeflüstert haben: Konterlyrik. Statt der Überfülle nachzugeben lieber sofort nachlegen. Das selbstverständlich am besten bei uns: Am Montag, dem 27.06. um 20.30h im Bruegge (Ex-Schatzi Neuberg) in der Kottbusser Straße 13 (zwischen U Kottbusser Tor und U Schönleinstraße) warten Sascha Kokot, Simone Kornappel und Rebecca Ciesielski mit einer Vielzahl revitalisierender Gedichte auf. Wer die letzten beiden also nicht beim Poet’s Corner und anderen Veranstaltungen sehen konnte, hat heute die Chance – und Sascha kommt sogar extra aus Leipzig, wenn das mal nichts ist. Kostenpunkt der ganzen Sache sind 3€ und wir freuen uns natürlich wie immer über zahlreiches Erscheinen und den einen oder anderen Drink mit euch. Jetzt aber Viten und Textproben, die ihr eventuell etwas rotieren müsst:

 

Sascha Kokot, 1982 geboren, Lehre als Informatiker, Beschäftigungen als Fabrikarbeiter und Fotograf, 2006-2010 Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, 2008 Drehbuchpreis «Ansichtssache» und Verfilmung in Kiew, 2007 Stipendium des Literaturrats Sachsen-Anhalt, 2009 der Stadtmühle Willisau (CH), 2010 der Kulturstiftung Sachsen, 2011 Finalist beim Leonce-und-Lena-Preis und beim 4. Literaturwettbewerb Wartholz, Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften.

 

SCHLIEßER

 

auch diese Nacht fällt

hinter deinem Haus zu Boden

du hast freie Sicht tief hinein

weißt von den Funkmasten den Rasthöfen

wie Transit sich daran entlang spurt

mit rotem Licht die Sedimente abfährt

das Zurückgelassene nachdunkelt

viel hast du dort geborgen

dir stur in die Zimmer gestellt

Schwemmholz deiner Herkunft

nun bleibt dir der Blick vom Balkon

auf die halbe graue Stadt die demontierten Gleise

der kalten Rodung folgte Stille nach

dein Heim ist ein begehbares Wesen

in dem unser Fehlen haust

 

Simone Kornappel wurde geboren und ist Mitherausgeberin der randnummer literaturhefte. Im Herbst erscheint ihr Debütband „Raumanzug“ bei luxbooks.

Bei Klick auf’s Bild wird dank der gewohnten KREUZWORT-WORDPRESS-MAGIC der Text größer:

 

Rebecca Ciesielski studiert Kommunikationswissenschaften und Kulturanthropologie an der FU Berlin. Sie ist Mitglied des Autorenkollektivs/ Lyrikerkollektiv/ Lyrikergruppe  G13 (www.gdreizehn.wordpress.com).

 

julimitte oder vergleichbares

in diesem lichtfallwinkel gehen wir
von zartem blau gesäumt der sonnenstand
sehr unbeständig lieblingsszenen
florieren in reality
nur manchmal werfen wir uns
mangel vor gleich hier (man wird ja
auch nicht anders oder besser) drum
müsste man sich action denken
vielleicht kirschen schenken
ohne gegenleistung
jetzt ein abenteuer! die neue nacht
die kennt das schon den wahn
einzelner ein leeres unstillbar
lass uns doch die netzhaut tauschen
jeden winkel neu ausleuchten
das ist wie kindernamen ausziehn
schicht um schicht
flying high on freedom!
das wäre was: noch einmal zielen
auf den gartenzaun die zollstation
zum stadtaußen genau hier
im standlicht von vaters bmw
neben maulwurfkot und
profitabler landwirtschaft
schmeißen wir die körper
in den teich mit urvertrauen
zum intergrierten filtersystem

So viel Literatur, so wenig parallele Persönlichkeiten: Lettrétage, J. Frank, Milena Oda und ParlandoPark

30 Mär

Es kommt irgendwann für jeden der Moment, in dem er eingestehen muss, dass er Harry Potter gelesen hat. Meistens, wenn er vor der Wahl steht, drei gute Veranstaltungen an einem Abend zu besuchen und grummelt, dass man so ein nützliches magisches Gerät bräuchte wie Hermione Granger. Das lässt einen für einen bestimmten Zeitraum (so gut hab ich’s dann doch nicht gelesen, hust hust) in der Zeit zurückreisen und macht es so möglich, gleichzeitig an zwei Orten zu sein, Parallelpersönlichkeiten zu haben.

Das Ding hätten wir gerne für Freitag, den 1. April, denn da konkurrieren in Berlin einige feine Angebot. Handeln wir das alphabetisch ab:

Freitag: 1. Hugo Ball – Der magische Bischof der Avantgarde in der Lettrétage

Michael Braun, Norbert Lange, Karl Piberhofer und Bärbel Reetz bitten zur Teilnahme an einer literaturhistorisch-dichterisch-biogiraphisch-onomatopoetischen Karawane. Nicht nur um Hugo Ball werden sich die vier kümmern, sondern auch um seine Lebensgefährtin Emmy Ball-Hennings.

Das klingt gut genug, um sich 5€ Eintritt in die Methfesselstraße 23-25 mitzunehmen. Wer schnell genug losgeht/-fährt ist dann auch um 19.30h pünktlich da. Jolifanto bamblatastisch!

Freitag: 2. Buchpremiere von Milena Odas „Nennen Sie mich Diener“ im Club der polnischen Versager

Eigentlich ist sie ja Tschechin und alles andere als eine Versagerin, aber lassen wir das mal so durchgehen. Da die Veranstaltung um 21h losgeht, könnte man es von der Lettrétage vielleicht noch bedingt pünktlich in die Ackerstraße 168 schaffe, um Milena mit ihren sage und schreibe sechs Mitakteuren zuzuschauen und -zuhören.

Danach gibt es noch ein Diener, äh, DJ-Set. (Absolutes Kalauerverbot jetzt!)

Freitag: 3. Blickdicht lieben die Stare in der Z-Bar

KREUZWORT-Veteranen Tom Schulz und Lutz Steinbrück geben sich ebenfalls ab 21h in der Bergstraße 2 die Ehre, was dann je nach Bonität 3 oder 5€ Eintritt kosten wird.

Samstag: Parasitenpresse stellt sich in der Lettrétage vor

Am Samstag, dem 2. April fällt uns gerade nur ein place to be ein: Wieder die bezaubernde Lettrétage, in welcher ab 19.30h für 5€ die parasitenpresse ihre Aufwartung macht. Das heißt Texte satt von Timo Berger, Adrian Kasnitz und Angela Sanmann– und sie lesen nicht nur ihre eigenen! Ab in die Methfesselstraße 23-25!

Sonntag: Ben Lerner und: In memoriam Alexej Parschtschikow

Im Soupanova in der Stagardener Straße 24 stellt das Qualitätsteam Hendrik Jackson/Steffen Popp nicht Ben Lerner (in Fleisch und Blut) vor, sondern gedenken auch Alexej Parschtschikow. Kostet nix€ Eintritt und man sollte ab 20h da sein.

Und mal wieder Termine, Termine: Erschlossenes Land, HARDCOVER im Gorki & ParlandoPark

1 Feb

Da wir erst wieder am 14. Februar („Valentinstag“-Special mit den schüchternen Tom Bresemann, Philip Maroldt und Georg Leß) den Betrieb aufmischen, könnt ihr euch in der Zwischenzeit mal genau den anschauen, da gibt es doch den einen oder anderen sehr lohnenswerten Termin in der nächsten Zeit.


Erschlossenes Land am 03.02.

Max Czollek, Maria Natt und Friederike Scheffler sind nicht nur aktive Mitglieder des von uns mit verliebten Augen angeäugelten Lyrikzirkels g13, sie reisen ab und zu auch durch die Welt und schreiben darüber. Und jetzt sind sie sogar in Berlin und lesen daraus. Mit Pianobegleitung von der Vermont Piano Moving Company. Werft euch die Fracks über und vergesst einen Polyglott nicht, wenn ihr dorthin reist:

Im TIK-Nord in der Rigaer Straße 77. Das Lyriktraumschiff läuft am Donnerstag, dem 03.02. vom Stapel.

(Kleiner Hinweis, weil heute mal wieder in der Bahn gesehen: Die „Ich bin Touri, ich wußte nicht, dass man hier für öffentliche Verkehrsmittel bezahlen muss“-Masche zieht leider so gar nicht, erst recht nicht in West-Berlin! Deswegen Ticket kaufen, das dürfte mit den 4€ Eintritt nicht allzu schlimm kommen, vor allem wenn ihr doch auf Touri plädiert und die 3€ ermäßigt rausschlagt!)

 

HARDCOVER studio: Lyrik live am 05.02.

Wessen Finger häufiger mal schneller sind als der Hirnvorderlappen, der wird aus Hardcover auch gerne mal Hardcore machen, aber das ist bei der Gästeliste nicht unbedingt so unangebracht:

Jan Wagner

Björn Kuhligk

Ron Winkler

Elke Schmitter

Matthias Göritz

Matthew Sweeney

Tom Schulz

Tom Bresemann

liefern sich am 05.02. ab 20h im Gorki Theater ein Gladiatorenmatch der Sonderklasse. Last poem standing also zu einem schönen Anlass: 10 Jahre Lyrik bei Berlin Verlage. Auf dass es ewig weitergeht (und sie endlich mal eine Kreuzwort-Anthologie von uns fordern). Tickets für 5€ gibt’s hier.

 

Hyperrealismus im ParlandoPark am 06.02.

Wem das bisher alles zu surreal war, der kann sich auf den nächsten ParlandoPark-Termin freuen, da gibt’s dann Hyperrealismus (und eventuell eine öffentliche Enthauptung für den furchtbaren Kalauer in dieser Ankündigung, puh..). Moderiert wird das Ganze von einer vielleicht wieder quickfidelen Simone Kornappel powered by power point robots, als Lesender tritt Kreuzwort-Veteran Georg Leß mit seinem Phantomroman auf, den hatten wir schon mal hier und – ja, er kommt wieder, am 14.02. Oh, Gloria!

Hier die mittlerweile bekannten Hard Facts: Im Soupanova in der Stargarder Straße 24 im Prenzlberg ab 20h am Sonntag, dem 06.02. für umme, laut, gratis, kostenlos und frei!

Als Bonus danach wieder offene Bühne und Kritikkultur!

Die nächsten Termine: lauter niemand-Benefiz, Club Palenquita Islands und ParlandoPark

25 Jan

Nach einem sehr schönen Abend mit Manuel Stallbaumer, Jan Skudlarek, Philipp Günzel und unserem kurzfristig eingespannten Special Guest Armin Kurosh Marschall (danke an alle vier an dieser Stelle!) möchten wir wieder über ein paar Kreuzwort-externe, aber unbedingt lohnenswerte Veranstaltungen informieren.

 

lauter niemand Soli-Lesung am 26.01.

lauter niemand, Literaturzeitschrift und Literaturlabor in einem, gehört sowieso unterstützt. Die konkrete Chance dazu bietet sich (neben dem Kauf der Zeitschrift natürlich) am Mittwoch, dem 26.01. ab 20.30h im Max und Moritz in der Oranienstraße 162.

Dort findet eine Soli- bzw. Benefiz-Lesung für den Verein statt. Das Programm lässt die 7€ Eintritt ziemlich schlapp erscheinen:

Volker Braun
Tanja Dückers

Kristof Magnusson
Kathrin Röggla

Torsten Schulz
Arnold Stadler

Ulf Stolterfoht
Julia Zange

Also nichts wie hin da, für den guten Zweck, den guten Text und einen schönen Abend!

 

Club Palenquita Islands am 29.01./30.01.

Palenquita, das ist eine Insel, die man – bei passendem Kleingeld – sich durchaus mal gönnen könnte. Jinn Pogy (wir erinnern uns) hat sich in einem lohnenswerten Text literarisch mit Palenquita auseinandergesetzt. Davon ausgehend entwickelte Jinn mit Johann Reißer und 12 weiteren Künstlern und Dichtern die begehbare Installation Club Palenquita Island.

Am Samstag, dem 29.01. veranstalten die 14 Künstler nun in der Galerie Open am Legiendamm 18-20 einen Abend, der es mit Sicherheit in sich hat: „ Mediale Konstruktionen von Inseln werden auf mehreren, im Raum verteilten „Inseln“ in Performances, Textvorträgen, Installationen, Film- und Musikdarbietungen der 14 teilnehmenden Künstler verhandelt.“ – Literatur, Musik, Installationen, Filme – alles dabei.

Ganz im Gegensatz zu so mancher tropischer Insel ist Eintritt und Spaß an der Sache kostenlos.

Wir packen die Badehosen und raten euch, das auch zu tun!

(Am Tag drauf geht’s dann auch gleich weiter mit einer „Strandstreifenlesung“ + Klangcollage; das geht um 14 Uhr los.)

 

ParlandoPark: Büro für Kritik am 30. Januar

Offene Bühne mit Hendrik Jackson, der entweder „Sodom & Gomorrah“ oder „Honigzungen“-Besprechungen abliefern wird.

Auf jeden Fall lohnenswert, allein schon, weil ParlandoPark unsere neue Lieblingslesebühne ist.

Zu finden im Prenzlberg, genauer gesagt in der Stargader Straße 24 im Soupanova (keine Angst, haben auch Bier und feste Nahrung). Geht los ab 20h und ist für umme (sagt man das noch, wenn man kostenlos meint?).

Traut euch!

Interview zu: Literatur & Internet

18 Jan

Als ein Projekt, welches sich vorrangig durch das Internet seine Autoren fischt, kommuniziert und die Werbetrommel rührt, profitieren wir von KREUZWORT außerordentlich durch das Internet. Und da dieser Blog von Anfang an dafür gedacht war, nicht nur als Terminkalender zu fungieren, sondern auch Inhalte zu tragen, gäbe es wohl keinen sinnigeren Anfang, als sich damit auseinanderzusetzen, womit wir täglich operieren: Dem Internet.

Tristan Marquardt, der bei uns zusammen mit Lea Schneider und Tom Bresemann unsere erste Lesung bestritt im E-Mail-Interview mit Kristoffer Cornils von KREUZWORT.

Kristoffer Cornils: Das Internet besitzt für die Literaturlandschaft mittlerweile einen hohen Stellenwert. In welcher Form nutzt du als Konsument von Literatur das Internet?

Tristan Marquardt: In jeglicher, und das nicht freiwillig. Grund dafür ist unser aller Liebling, das Buch, das zwar dafür sorgt, dass Literatur im Vergleich zu anderen Bereichen (Musik, Fotografie etc.) im Internet deutlich unterrepräsentiert erscheint, das selbst aber nie aufzufinden ist. Denn fast alle Buchhandlungen sagen dir: Lyrik ist tot – nur beim Zeitpunkt sind sie sich je nach Todesdatum von Celan, Jandl oder Domin uneinig. Also durchforsche ich das Internet und bin dankbar dafür, von nahezu jeder/m Lyriker/in ein paar Textproben zu finden, die dann darüber entscheiden, in welchen Gedichtband ich bei der nächsten Lohnauszahlung investiere.

Und wie ist es als Besucher von Literaturveranstaltungen wie Kreuzwort?

Newsletter, Mail-Verteiler, Homepages von Literaturinstitutionen – ich frage mich manchmal, wie das ohne Internet gelaufen ist.

Meinst du, die Bandbreite an Informationen lässt es überhaupt noch zu, genügend Aufmerksamkeit auf das Angebot zu richten? Oder muss man sich zwangsläufig etwas völlig Außergewöhnliches einfallen lassen, um Leser oder Besucher zu ködern?

Nicht zwingend. Ich würde darauf vertrauen, dass es doch eigentlich mehr die Leser/innen oder Besucher/innen sind, die das Angebot suchen und filtern, und weniger umgekehrt. Denn wenn man mit „völlig Außergewöhnlichem zu ködern“ versucht, verändert sich letztlich mehr die Art der Zielgruppe als ihre Größe – was ja durchaus auch interessant sein kann. Insgesamt würde ich aber gerade in der Lyrikszene nicht von einem Überangebot sprechen; in der Berliner Technowelt bspw. sieht das schon anders aus.

Die Vernetzung von Schriftstellern wird vereinfacht, der Austausch wird immer lebendiger und vielfältiger. Denkst du, das Internet führt durch die sukzessive Vernetzung auch zu einer Demokratisierung der Literaturszene?

Nein, und das liegt wiederum am Buch. Letztlich hat der hierarchische Aufbau der Literaturszene durch das Internet einfach einen breiteren Unterbau erhalten, in dem nun allerdings tatsächlich bessere und intensivere Vernetzung herrscht. Dennoch wird es kaum dazu kommen, dass Suhrkamp-Lektoren auf keinVerlag.de nach Nachwuchs stöbern, und das ist nachvollziehbar. Schließlich sind auch bei Zeitschriften die Anfragen stets höher als die Nachfrage.

Der Lyrikzirkel G13, in dem du dich auch bewegst, hat einen Blog, der stetig mit neuen Gedichten von euren Mitgliedern gefüttert wird. Würdest du sagen, dass das Internet eine Möglichkeit für unbekannte Autoren eröffnet, sich abseits der Szene, der Lesebühnen oder Zeitschriften zu etablieren?

Sich abseits der Szene etablieren – die Antwort darauf muss in unserem Falle so paradox wie die Frage sein: Ja und nein. Zunächst ist es so, dass unser Blog primär deshalb ins Leben gerufen wurde, um einen besseren Austausch unter den Mitgliedern zu ermöglichen, da es uns kaum je alle an einem Ort hält. Er war und ist also weniger als eine Repräsentationsplattform  im Stile des Poetenladens gedacht, sondern mehr als Netzwerk eines dynamischen Austauschs von Poesie und Poetologie. Je mehr von uns aber in Lesungen oder Zeitschriften aktiv wurden, desto mehr wurde auch der Blog zum Medium, sich einen Eindruck von uns zu verschaffen – die zurzeit ca. 10000 externen Zugriffe in knapp zehn Monaten zeugen davon. Trotzdem glaube ich, dass diese Art von Text-Veröffentlichung einem ‚Etablieren‘ im eigentlichen Sinne auch im Wege stehen kann: Der open mike bspw. lässt ausschließlich Texte zu, die auch im Internet noch unveröffentlicht sind – was ich, gelinde gesagt, ziemlich engstirnig finde.

Auf eurem Blog muss man immer etwas suchen, bis man herausfindet, von wem überhaupt der Text ist, den man grade gelesen hat. Ist diese so entstehende Anonymisierung der Texte beabsichtigt?

Die/den Autor/in findet man jeweils unter „Tags“ neben dem Text. Dass das nicht so offensiv dargestellt ist, finde ich deshalb schön, weil dadurch der Text im Zentrum steht, und nicht sofort nach Verfasser/in selektiert werden kann. Trotzdem ist es wichtig, diese kenntlich zu machen, weil wir eine sehr heterogene Gruppe sind und bleiben wollen. Ziel ist es, dass sich jeder auf seine Art entwickeln kann, nicht, dass unsere Texte untereinander austauschbar werden.

Interessant finde ich bei dir, dass du ein Pseudonym verwendest. Wieso? Meinst du, es ist dir trotzdem möglich, dir ‚einen Namen zu machen‘? Oder zielst du etwa grade darauf ab? Bei einer google-Suche habe ich schließlich mit „Tristan Marquardt“ mehr Erfolg als mit deinem bürgerlichen Namen.

Um es ehrlich zu sagen: Zunächst war meine Entscheidung für das Pseudonym aus Gründen der Abgrenzung von eigenem älterem Geschriebenen eine ziemlich naive. Mittlerweile habe ich begriffen, was es für Nachteile mit sich bringt. Ein Pseudonym gilt im literarischen Umfeld primär als arty und ist es deshalb auch. Dennoch hat gerade die damit in Zusammenhang stehende Art und Weise, wie man im Allgemeinen mit Namen umgeht, dazu geführt, das Pseudonym erst recht zu beizubehalten: Autor-Namen garantieren einen vermeintlichen Sinnzusammenhang zwischen Mensch und Text, worin weit mehr liegt als eine simple Verfasserzuschreibung. Originalität (1), Authentizität (2) und Kontinuität (3) sind hier nur einige Stichworte: Spätestens seit der Romantik erwartet man sich von Schriftsteller/innen, dass sie – weil durch höhere Inspiration angeregt – ‚Einzigartiges‘, ‚Originielles‘ schaffen (1), und zwar aus einem inneren Drang, einem Nicht-Anders-Können (2), und dass sich dabei durch ihr Lebenswerk ein roter Faden, ein Sinnzusammenhang zieht (3). Mit der Wahl gerade dieses Pseudonyms geht es mir darum, diese Prozesse wenigstens reflektiv zu halten – auch weil es für meine Lyrik eine große Rolle spielt. Zwar habe ‚ich als Mensch‘ weder etwas zu verbergen, noch zu exponieren. Dass das Pseudonym eine solche Vermutung aber nahe legt, verdeutlicht letztlich, was für alle Namen gilt: Sie sind stets mehr als nur simple Zuordnung.

Inwiefern benutzt ihr das Internet nicht nur als Plattform, sondern integriert es auch in eure Arbeit?

Die Integration ist ein guter Punkt: Gerade hier liegt vielleicht der zentrale Aspekt einer produktiven Begegnung von Literatur und Internet – ein Potential, das es größtenteils noch auszuschöpfen gilt. Denn man kann das Internet ja nicht nur als Plattform, sondern auch als Medium für lyrische Verfahren nutzen. Zwei kleine Beispiele: Erstens lässt sich etwa durch Hyperlinks die Grenze des traditionellen Text-Begriffs hin zu einem verwobeneren Gefüge überschreiten: betrachten sie die fauna im taunus. Zweitens hat das Internet die Formen der Wissensgenerierung und -sicherung verändert. Diesbezüglich liege ich gerade mit Wikipedia im Clinch. Nachdem ich immer wieder so großartiges Wissen von dort wie etwa der kranich ist ein vertreter aus der familie der kraniche lyrisch verarbeitet habe, hatte ich nun das Vorhaben, eine Wortschöpfung aus einem neueren Text durch einen selbst verfassten Wikipedia-Artikel „real“ und „wahr“ werden zu lassen. Zwar scheitere ich zurzeit am Fake-Filter, aber es wird sich schon noch eine Möglichkeit finden lassen, ihn mit ebenfalls fingierten Quellen zu umgehen.

Würdest du die digitale Poesie und den Umgang und die Integration des Internets als eine Ausprägung spezifisch ‚junger‘ Schriftsteller sehen?

Als Gegenstand der Thematisierung wohl schon. Wenn es aber um die angesprochenen Verfahren und Funktionsweisen des Internets geht, ist es, glaube ich, altersunabhängig eher generell experimentelle Lyrik, für die sich eine Arbeit mit dem Internet anbietet. So arbeitet ja z.B. Ulf Stolterfoht, den ich zwar noch nicht als alt, aber auch nicht mehr als jung bezeichnen würde, seit Jüngstem täglich an einem „Systemgedicht“ im Internet (siehe Link unten).

Was sind deiner Meinung nach die lohnenswertesten, interessantesten oder informativsten Internetseiten, was Literatur angeht?

Ich kann zwar kompetent nur für Lyrik sprechen, verweise da aber unumwunden auf das noch neue Blog-Gefüge BRUETERICH TM, in dem sich tägliche Dosen antisemantischer Impulse, eine Online-Zeitschrift, alter Körper – geladen mit Hass u.v.m. verweben. Ansonsten lässt sich der Tag wunderbar auf Lyrikline, dem Poetenladen, Lyrikkritik, Lyrikzeitung usw. usf. vertreiben. Zudem gibt’s ja ohnehin alle Infos auf uschtrin.de, und wenn dann noch Leute wie ihr dazu kommen, die ihren Blog nicht nur zur Promo, sondern auch für Inhaltliches nutzen, lohnt sich das Surfen umso mehr.

Vielen Dank für das Gespräch und bis hoffentlich bald wieder bei KREUZWORT.

Morgen in der Z-Bar: Ron Winkler & Asmus Trautsch + „Im Heiligkeitsgedränge“

2 Dez

Wer sich bei dem Wetter aus der Tür traut, der braucht dafür gute Gründe. Hier wäre einer, der eigentlich zwei ist: Morgen ab 21h findet in der Z-Bar (Bergstraße 2, Nähe U Rosenthaler Platz) eine Lesung mit zwei fantastischen Autoren statt, die jeweils ein neues Buch (das wären insgesamt zwei) im Gepäck haben. (Das sind summa summarum schon fast wieder sechs!)

Ron Winkler präsentiert sein Prosawerk „Torp“ und Asmus Trautsch hält mit seinem Lyrikband „Treibbojen“ dagegen.

Wer sich zudem noch (vor-)weihnachtlich gesinnt fühlt, darf hat zudem die Chance auf ein kleines Präsent vom Verlagshaus J. Frank, bei dem beide Bücher erscheinen: Der verlost über facebook oder per e-Mail jeden Tag ein kleines Schmankerl aus dem Präsenzbestand.

Wo wir sowieso bei Weihnachten sind: Tom Bresemann, der nicht nur selber bei J. Frank einen Lyrikband veröffentlicht hat, sondern auch tatsächlich mal bei uns zu Besuch war und natürlich noch viel, viel mehr Dinge macht, beweist sich als wahrlich weihnachtlich gesinnter Poet und gibt deswegen eine Weihnachtsanthologie mit dem Namen „Im Heiligkeitsgedränge“ heraus, die an ein einziges Thema gebunden ein buntbreites Spektrum deutscher Gegenwartsliteratur versammelt.

Unbedingte Kaufempfehlung, spätestens zum 12.12. in Lettrétage – wem es zu langweilig ist, sich den schmucken Band über Amazon zu kaufen, der kann ihn sich an dem Termin selbst zusammenbasteln und -binden. Besinnlichkeit all the way, sozusagen. Da bleiben wir am Ball und füttern die Blogosphäre selbstverständlich mit weiteren Infos.

Heute Abend in der Sing-Akademie bei der Liedertafel:

23 Nov

NIHILUM ALBUM

Liedertafel mit Oswald Egger (Dichter), Harald Muenz (Komponist),
Barbara Kind, Judith Kamphues, Volker Nietzke, Martin Schubach (Vokalquartett)

Der Dichter Oswald Egger liest aus seinem Nihilum album: 3650 Nichtstandard-Liedern, „die von dort, woher die Kinder kommen, ins Diesseits kassibern: Zinkblumen (nihilum album) aus Erde und Rede, Priameln und Schnaderhüpferln“.

Zur Uraufführung kommt das Chorstück „bum al lumhini“ (2010) des Kölner Komponisten Harald Muenz.

Die Dichter, Sänger und Gäste der Liedertafel denken bei Wein und Käse über das Egger‘sche Lied-Wesen nach:

„Singen, tönern
ist es gut,
Pfoten-Mond
lebendere Blitze.“

23. November 2010, 21:15 Uhr
Villa Elisabeth, Invalidenstr. 3, Berlin

Der Eintritt ist frei.

www.sing-akademie.de