KREUZWORT am 21. Oktober mit LESS, REICH, SCHULTENS und STEINBUCH (kein Scherz, machen wir echt)

14 Okt

Das Tolle am Nie-Geld-Verdient-Haben ist ja, dass dir niemals niemand vorwerfen kann, du habest dich ausverkauft. Was ihr uns jetzt allerdings vorwerfen könntet: Nostalgie. Ist uns aber wumpe, wir leben doch nicht nach eurem kleingeistigen Zeitdiktat. Sondern ständig und überall, querwärts und überhaupt zu viel. Deswegen: Wir schmeißen mal wieder eine Lesung. Einfach weilwegen.

Ende 2013 war Schluss, mit einem Nebensatz und einem powered-by-Kate-Blogeintrag, der sich viel um Pasta mit Tomatensauce drehte. Danach haben weder Carolin noch ich so wirklich runtergeschraubt, wie das eigentlich der Plan war, sondern sind durch ein Chaos nach dem nächsten gesurft. Egal, interessiert euch nicht und selbst uns nicht so sehr.
 

Zumal wir ja ständige Vertretung erhalten haben. Von Kids, die das cooler deichseln als wir. Wir konnten uns als beruhigt schneckenhäuseln und uns die Plautze streicheln (jeweils, nicht gegenseitig – um hier eventuellen Gerüchten oder meinetwegen auch Gerüchen vorzubeugen). Mehr als Paste mit Tomatensauce war allerdings kaum drin, allein schon weil ich ein sehr einfallsloser Mensch bin. Habe aber zwischenzeitlich Zucchini für mich entdeckt, es ist romantisch.

Jedenfalls: War gut, war prima. Aber dann? Sehnsucht? Wiederaufquellende Leidenschaft? Neugeschöpfter Idealismus? Doch finanziöse Gefühle?

Nee, Bier.
 
Irgendwann im September schmiss ich Platten auf Teller und Carolin war dabei und wir beide voll mit Bier und dann voll so:
EY WÄR DOCH WITZIG WENN WIR
JA HAHA EIGENTLICH SCHON NE
NE
JA NE
JA DANN LASS DOCH MACHEN
HAHA OKAY NE
NE IST DOCH COOL
JA NE
BOAH COOL NE
JA NE EH
LASS NOCH MALN BIER DRAUF
JAU GERNE DIGGA
COOL DIGGI
(Gedächtnisprotokoll)
Dann, nach einer nüchternen und professionösen Strategieplanung via Facebook-Chat inkl. bunten .gif-Stickern (der mit dem Hund, der dem anderen Hund am Hintern riecht ist megasweet – Analgesicht nennt sich das übrigens in der Fachsprache), stand das Datum fest: 27. September, quasi also fünfter Geburtstag.
Weil der erste Termin am auch am 27. September war, nur fünf Jahre vorher. Gebt zu, das ergibt frappierend viel Sinn, ne?
Nach ein bisschen Rumdoodelei und Nichtstuerei wurden ein paar Namen mit den dazugehörigen Menschen und Einverständniserklärungen gefunden und dann schaute Carolin mal wieder im Damensalon vorbei und wir freuen uns jetzt auf den 21. Oktober statt dem 27. September (das wär uns zu lange hin) mit Georg Leß, Stephan Reich, Katharina Schultens und Gerhild Steinbuch und Kate Bush weil Kate Bush ist immer.
 

Einlass ab 20 Uhr (ihr wisst, was das heißt), halbtrunkene Anmoderation ab 21 Uhr (keine Viten), echte Gefühle für ca. 1 1/2, danach Kickern, Bier und markige Sprüche mit adaptiertem und/oder vollgefälschtem Dialekt.

Damage 3€, um Kicker- und Bierkosten zu kompensieren. Wir haben das Nie-Geld-Verdient-Haben schließlich nicht verlernt. Soll uns ja niemand was vorwerfen können. Niemals.

Aber geht’s danach weiter, Kristoffer?

Lol, nein. Lol. Sowas von überhaupt nicht.

KREATIVPAUSE BEI KREUZWORT

10 Jan

Nachdem Kristoffer Kreuzwort leider verlassen hat, erlaube ich mir eine kleine Pause einzulegen. Aber keine Sorge, wir (ja wir! Es gibt bereits eine neue Nummer 2 – das Geheimnis wird bald enthüllt.) kommen wieder. Voraussichtlich im März und dann ganz groß. Also lasst uns kurz verschnaufen. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Also leider leider keine Veranstaltungen im Januar und Februar. Bleibt uns trotzdem treu. Es wird sich lohnen.

Leave behind my wuthering, wuthering / Wuthering Heights. Nachruf auf mich selbst.

10 Dez

Machen wir es kurz: Nach fast dreieinhalb Jahren steige ich als Mitveranstalter von Kreuzwort aus.

Jetzt möchte vielleicht der eine oder die andere von euch wissen, warum ich aufhöre. Oder es ist euch egal. Für den Fall empfehle ich euch, Kate Bush-Videos zu gucken anstatt weiterzulesen. Alle, die weiterlesen möchten, können im Anschluss Kate Bush-Videos gucken. Deal? Okay. Here we go.

 

How could you leave me

Es ist der 9. Dezember 2013, ziemlich genau 19h. Ich sitze auf meinem Bett, es ist still in meiner Wohnung. Ich stopfe lustlos meine Vollkornnudeln mit rasch angefixter Tomatensauce in mich herein. Es ist die Art Essen, die ich mir immer zubereite, wenn ich wenig Zeit habe. Gerade habe ich wenig Zeit.

Ich schaue auf meinen Wecker, der sich nach einer Atomzeituhr stellt und ergo die knallharte Realität ausspricht. Ich seufze. Halblaut, aber ich tue es. Denn ich muss los. Zu Kreuzwort.

Im Damensalon angekommen, das weiß ich jetzt schon, werde ich eine halbe Stunde tatenlos rumsitzen, bevor die ersten Menschen eintreffen. So ist das eben.

Ich seufze erneut. Halblaut, aber ich tue es. Denn es ist mein letzter Kreuzwort-Abend als Mitveranstalter.

 

Out On the wiley, windy moors/

We’d roll and fall in green

Ich erinnere mich noch ganz gut an diesen Septembertag im Jahr 2010, als ich beim Einkaufen im Ostbahnhof eine SMS von Carolin erhielt. Darin stand sinngemäß:

„Ey, ich hab gestern in dieser einen Kneipe was mit dem Besitzer getrunken und eine Lesereihe ins Leben gerufen. Willst du da lesen? Wär aber schon am Montag.“

Es war, glaube ich, ein Donnerstag. Meine Antwort:

„Nein. Aber ich besorg dir ein paar Leute.“

Ein paar Worte, hektisch mit der einen getippt, während sich die Träger meiner Einkaufstasche in die andere schnitten. Die ersten Worte eines Kapitels, das sich über drei Jahre fortschreiben und mich konstant beschäftigen sollte. Mit vielen guten, aber auch schlechten Momenten.

 

Too long I roam in the night

Seit dieser SMS war ich mit an Bord. Wir starteten zu dritt, waren ab Anfang 2011 dann zu zweit und stellenweise obdachlos, nachdem wir von der Schließung unseres bisherigen Veranstaltungsorts über Facebook erfuhren. Es war ein Montag – genau eine Woche vor dem nächsten Termin. Wir fanden eine Alternative, aber es kostete Zeit und Nerven. Wie vieles in diesem Kapitel.

Im Herbst selbigen Jahres schmissen wir das Festival außerbetrieb in der von uns schon immer geschätzten Lettrétage. Neben Uni, Arbeit und diesem komischen Ding, das wir verknappt Privatleben nennen. In der heißen Phase kurz vor Beginn saß ich jede Nacht Mate süffelnd (Rekord: 6 Flaschen in einer Nacht) bis 6 Uhr morgens am PC. Nach drei bis vier Stunden Schlaf ging es dann weiter.

Auch der reguläre Kreuzwort-Betrieb lief nahtlos weiter. Nun in der neuen Location, der wir bisher gerne treu geblieben sind, dem Damensalon.

Das alles schlauchte. Unermeßlich. Und wir einigten uns darauf, dass wir uns so etwas zum letzten Mal aufgebürdet hätten. Carolin wagte sich trotzdem noch an die Veröffentlichung von Re-Covered, ich jedoch lehnte dankend ab. Der Ausnahmezustand von außerbetrieb sollte sich nicht noch weiter in mein Leben einschreiben. Der reguläre, auf so viele kleinteilige Einzeltasks verteilte Betrieb reichte mir völlig aus.

 

I’m coming back love, cruel Heathcliff

2012 kam die erste lange Sommerpause, im Herbst 2012 ging es weiter und als wir dieses Jahr die Sommerpause einläuten konnten, waren wir wieder heilfroh darüber. 2013 war für uns beide rückblickend ein irres Jahr. Nicht auf die gute Art. Es war anstrengend, zehrend. In jeglicher Hinsicht.

Denn wir hatten beide viel zu tun – Uni, Arbeit, dieses komische Ding, das wir verknappt Privatleben nennen – und bei aller Liebe zum Projekt stellte sich Kreuzwort im Terminplan quer. Hier noch mal ein Facebook-Posting, dort ein Blogeintrag, war das mit dem Mikro geklärt und hatte XY eigentlich schon Textprobe und Bio rübergerückt? YZ macht übrigens Stress wegen sonstwas.

Das war noch sowas. Diese XYs und YZs, Ausnahmen zwar, eine marginale Minderheit zwischen aufgeweckten und sympathischen Menschen, aber trotzdem da. Und nicht ganz so marginalen zusätzlichen Stress verursachend.

 

I hated you

Das waren so Sachen wie: Irgendjemand hatte mal auf unsere Kosten Kumpels zum Saufen eingeladen, wir brauchten drei Monate, um das Geld zurückzubekommen.

Oder sowas: Eines Tages fand ich mich in einer Tokyoter Wohnung wieder, eigentlich im Urlaub und nebenbei an einer Hausarbeit werkelnd, musste mich aber mit ZZ rumschlagen, weil wir den Blogeintrag für das nächste Event noch nicht oben hatten.

Schlechte Organisation wurde uns vorgeworfen.

Die Wahrheit war, dass wir einfach noch nicht alle Texte von Autor_innenseite beisammen hatten. Nicht unsere Schuld also. Als ich darauf hinwies, schien das egal. Ich unterstrich, dass wir aus freiwilligem (!), unbezahlten (!!) Engagement versuchen, in unserer Freizeit (!!!) Infrastrukturen bereitzustellen und bat darum, uns unsere vermeintliche „Lieblosigkeit“ und „Trantütigkeit“ doch bitte direkt vorzuwerfen statt e-Mails an Mitlesende zu senden, die dann aus Versehen an uns weitergeleitet werden.

Mir wurde daraufhin vorgeworfen, ich würde mich als Mäzen aufspielen und sollte stattdessen Solidarität walten lassen.

Solidarität.

Cool. Klar.

Muss ich die Ironie ausbuchstabieren?

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I loved you too

Das waren Ausnahmen, natürlich. Ich habe durch Kreuzwort vor allem viele interessante und nette Menschen kennengelernt. Mit manchen konnte ich aus Zeitgründen kaum mehr als fünf Worte wechseln, mit manchen bin ich mittlerweile befreundet.

Aber es gab auch eben diese kräftezehrenden Momente, in denen die Egos bis zum Platzen anschwollen und ich mich wirklich fragen musste, warum ich mir das gebe. Und anfing, mich rückblickend zu fragen, ob ich – vom Eintrag im Lebenslauf bis hin zu den guten Freundschaften – nicht bereits alles erreicht und derweil tolle Texte gehört, meinen Horizont erweitert, Spaß gehabt sowie meine Passion für Literatur auf eine mir entsprechende Art ausgelebt hätte.

Ich glaube, das habe ich.

Und jetzt habe ich Lust drauf, mehr Zeit zum Kochen zu haben. Oder für andere Dinge. Uni, Arbeit und dieses komische Ding, das wir verknappt Privatleben nennen.

Ich habe Kreuzwort immer gern gemacht. Am Anfang aus einem gewissen Idealismus – DIY-punkiger Lesereihenismus, Wasserglas go home! etc. pp. – am Ende aber vor allem aus dem Gedanken heraus, bekannte Gesichter zu sehen und mir ein wenig Bier und mehr als genug Gin Basil Smash in mein eigenes zu schütten.

Was nicht unbedingt heißt, ich hätte nicht gerne, aufmerksam und manchmal begeistert zugehört. Das habe ich. Aber im Laufe der letzten Monate reifte in mir der Gedanke, dass ich das genauso gut tun könnte, ohne die Verantwortung zu übernehmen. Selbstbezogen und -gerecht? Mag sein.

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Leave behind my wuthering, wuthering /

Wuthering Heights

Mein zweiter Seufzer um ziemlich genau 19h an diesem 9. Dezember  fiel halb schuldzerfressen, halb erleichtert aus. Denn ich lasse Carolin aus plump gesagt egoistischen Gründen im Stich und das tut mir leid. Es tut mir überdies leid, weil ich vielleicht Menschen enttäusche, die an mein Engagement geglaubt haben, meine Blogeinträge witzig fanden (ganz ehrlich: spätestens 30 Minuten nach Verfassen wusste ich für gewöhnlich nicht mehr, was ich da zusammengeschustert hatte und war nur froh, diesen Task abgehakt zu haben) oder meinen hyperdilettantischen Moderationsstil mochten.

Aber ich war eben auch erleichtert. Aller Schuldgefühle, aller Wehmut zum Trotz.

Mein letzter Kreuzwort-Abend war schlecht besucht. Das war okay. crauss., Jan Skudlarek und Chloe Zeegen waren da, haben tolle Texte gelesen. Das war schön. Ich stotterte zum Abschluss ein paar Abschiedsworte heraus. Das war merkwürdig. Einfach so per Ansage ein Kapitel meines Lebens zu schließen.

 

I’m coming home to wuthering, wuthering  /

Wuthering Heights

Carolin wird, wie gesagt, weitermachen. Wie, dazu wird sie sich in näherer Zukunft äußern. Wenn ihr meinen Platz einnehmen wollte, meldet euch bei ihr.

Wir sehen uns trotzdem da. Ich steh nur nicht mehr hinter dem Mikrofon, sondern sitz in der Ecke auf dem Sofa. Ich werde vermutlich ein ausgewogenes, ausgefeiltes Abendessen im Magen liegen haben. Und etwas weniger Stress, vielleicht sogar mehr Freude an der Sache im Gesicht stehen haben.

Und jetzt Kate Bush. Die Red Dress-Version, auf die Carolin und ich uns immer so gut einigen konnten. Danke euch allen. Insbesondere Carolin.

KREUZWORT am 9.12. mit crauss., Jan Skudlarek und Chloe Zeegen

4 Dez

Immerhin: Es hat noch nicht geschneit und Berlin fröstelt nur gräu(s)lich vor sich hin, statt im Schneewasserdreckmatsch zu ersaufen. Das sind doch, den Umständen entsprechend, gute Nachrichten. Und es ist mal wieder Kreuzwort, was für euch – da lass ich nichts anderes gelten – umstandslos gute Nachrichten sind. Diesmal freuen wir uns auf drei bekannte Gesichter. crauss. hatte bereits vor einiger Zeit bei uns gelesen und damals schon Jan Skudlarek im Schlepptau. Der allerdings ist ja schon vorher und nachher immer schon unser liebster Stammgast (sorry an alle anderen!) gewesen. Jan beziehungsweise der Arbeit des famosen STILL-Magazins, in deren Redaktion er sitzt (obwohl die, so vermuten wir, eher im Liegen arbeiten), haben wir es auch zu verdanken, dass wir auf Chloe Zeegen aufmerksam wurden. Sie las im Juni bei uns und ist nun mit einer anderen Geschichte aus ihrem soeben bei mikrotext erschienenen eBook I love myself ok? dabei. Jan hat auch vor Kurzem sein Debüt vorgelegt: elektrosmog ist kürzlich bei luxbooks veröffentlicht worden und kann bei uns vom Büchertisch weggegrabbelt werden. Und crauss.? Der hat doch mindestens fünf neue Bücher in die Diskurssuppe gespuckt, seitdem er vor anderthalb Jahren bei uns eine Lakritzvergiftung erlitt. Schönheit des Wassers zum Beispiel, im stets verlässlichen Verlagshaus J. Frank.

Also, wen von den Dreien sollten wir nun ins Rampenlicht rücken? Wie immer: Alle. Vor allem aber den Spaß. Das ist der Vierte im Bunde. Er kommt gegen 20h pünktlich zum Einlass in den Damensalon in der Reuterstraße 39 (leicht zu erreichen von der U Hermannplatz oder der U Schönleinstraße) und trinkt dort ein paar Gin Basil Smash, bis um 21h, wenn die Lesung beginnt. Neben dem Schnapsbudget hat er natürlich auch die 3€ Eintritt einstecken. Ist ja ein smoother Bursch, dieser Spaß. Ihr solltet ihn kennenlernen, ernsthaft. Und nebenbei natürlich noch einer schönen, abwechslungsreichen Lesung beiwohnen, die euch mit viel Feel-Good-Molekülen den Solar Plexus wärmen und den Grauschleier von der Stadt reißen wird. Versprochen.

P5307795-(Crauss-2013)locrauss., *1971 in Siegen / D, lebt dort. Literaturstudium, Dozent für Kreatives Schreiben, Museumstänzer, Werbetexter, Postsortierer. Mitglied verschiedener Literaturgruppen; ausgezeichnet mit Stipendien und Literaturpreisen. Letzte Veröffentlichungen: MOTORRADHELD (prosa, 2009), LAKRITZVERGIFTUNG (juicy transversions, 2011) und SCHÖNHEIT DES WASSERS (gedichte, 2013). Mehr auf www.crauss.de

crauss trance

1427851Jan Skudlarek, geboren 1986, wohnhaft in Berlin. Sein Gedichtband »elektrosmog« erschien vor Kurzem bei Luxbooks. Als Kreuzwortstammgast freut er sich, sein Buch vorstellen zu dürfen.

herrenlosigkeit Chloe Zeegen, born 1980 in the United Kingdom, gave up a successful career in arts management in London to move to Berlin in early 2012 and focus on her work as an artist and writer. Her writing is published online and has recently appeared in the debut issue of STILL magazine for young literature and photography. Her first ebook I love myself ok? was recently published by mikrotext.

Excerpt from Bierpinsel and Fuck Trauma

It’s called the Bierpinsel and I didn’t know it was in Steglitz until I moved there but I would have moved here if I’d known it was here so it’s a good job I moved there. Isn’t it? Isn’t it. Say it so I can hear you. I can see it from my flat and I can see it when I walk down the street and I can see it when I come in from the snow. Did you hear the one about the man who went into the field and it was snowing and there was all that stuff about stolen money?

Some people preferred it before it was repainted but I like it now that it’s all dolled up. When I’m far away from it, I can see it’s frightening but when I’m close to it, it charms me into accepting something.

Mit Chloe habe ich mich selbst übrigens mal über den Bierpinsel unterhalten, Nikola Richter von mikrotext hat es mitgeschnitten und das Video gestaltet sich so:

KREUZWORT am 11.11. mit ELZE, KREIPE, SCHULZ & THIES

1 Nov

Wat, schon wieder Kreuzwort? Na gut. Dann legen wir mal los, am närrischen 11.11. diesmal, montäglich wie gewohnt, mit Einlass ab 20h, was einen Beginn um 21h nach sich ziehen wird. Diesmal dabei ein bunter Blumenstrauß von Lyrik mit Carl-Christian Elze, Birgit Kreipe, Kreuzwort-Veteran Tom Schulz und Klaus Johannes Thies. Noch mehr Infos? Na gut: Im Damensalon in der Reuterstraße 39 as usual. Achja, kostet wie immer 3€ Eintritt. Puh, hab ich noch was vergessen? Glaub nicht. Kommt einfach rum, zackig!

 

Carl-Christian Elze, 1974 in Berlin geboren, lebt in Leipzig. Er studierte Biologie und Germanistik, und von 2004-2008 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er schreibt Gedichte, Prosa, Drehbücher und Libretti. Zahlreiche Einzelveröffentlichungen und Beiträge in Literaturzeitschriften und Anthologien wie EDIT, Bella Triste, Lyrik von Jetzt 2, Jahrbuch der Lyrik. Sein letzter Gedichtband „ich lebe in einem wasserturm am meer, was albern ist“ erschien 2013 im luxbooks-Verlag. Für seine Gedichte erhielt er u.a. den Lyrik-Debütpreis Poetenladen (2005), das New York-Stipendium des Deutschen Hauses NY und der Max-Kade-Foundation (2010), und den Lyrikpreis München (2010). Seit 2011 betreibt Elze zusammen mit Janin Wölke, Udo Grashoff, Mario Salazar und Thorsten Frey die Lesereihe niemerlang in Berlin und Leipzig.

 

ich habe fickende fliegen im kopf, ich habe so viele
fickende fliegen im kopf, alles brummt & legt kleine eier.
ich habe dinge zu regeln, wenn ich wieder im haus bin.
wie kann es sein, dass fickende fliegen in mich geraten?
das system muss offen sein. wie liebestoll ist dieses system?
& wenn es offen ist, kann ich mit dem kleinen finger hinein?
& reicht es aus, wenn ich nur einer einzigen fickenden fliege,
während sie fickt, mit dem kleinen finger übers rückenfell fahre
dass es knistert, um selber glücklich zu sein?, weil fickende fliegen
glücklich sind, so steht es geschrieben, & alles glück abstrahlt –

aus:  ich lebe in einem wasserturm am meer, was albern ist. Gedichte. luxbooks, Wiesbaden 2013.

 

Birgit Kreipe, geb. in Hildesheim. Kindheit & Jugend auf dem Land. Studium der  Psychologie und Germanistik in Marburg, Wien und Göttingen, lebt in Berlin. Kurzprosa und Gedichte sind in vielen Zeitschriften und Anthologien erschienen (zuletzt in erostepost, ostragehege, randnummer, lichtungen, zeitzoo; Anthologien:  Die Schönheit ein deutliches Rauschen und Schneegedichte. beide hrsg. von Ron Winkler; Im Heiligkeitsgedränge, Verlag Lettretage, 2011;  Jahrbuch Lyrik 2011, 2013,)

Im Frühjahr 2012 erschien „schönheitsfarm“ im Verlagshaus J. Frank, Berlin

 

nachts rücken die scheunen zusammen, werden zahm

I

hier, wo die blauen luftschiffe aufsteigen
wie soda, war mein acker. unter dem grün
das feld, wo wir licht anbauten
in den jahren des zusammenhaltes
gussmodeln: hier liebesformate
dort kühlpackungen für die verwundeten.
das licht kitzelt noch, wie ein schwarm, auch wenn
das wurzelwerk lange erloschen ist.
bäume, ihr wispern, wie muhmen:
da bist du ja, mein stiefelmädchen
gerstenfeld, mondgesicht, endlich zuhaus!
wir werden leben wie ein orchester, zusammen!
wo die apparaturen erblinden
zischeln vier winde. ich will nicht
ins trudeln geraten, die balance
die blauen luftschiffe, sie gehören zu mir.

 

Tom Schulz, geboren 1970 in der Oberlausitz, aufgewachsen in Ostberlin. Lebt  als freier Autor und Herausgeber in Berlin. Dozent für Kreatives Schreiben. Leitet seit 2011 die Schreibwerkstatt „open poems“ an der Literaturwerkstatt Berlin.

Zuletzt erschienen: Innere Musik. Gedichte. Berlin Verlag, 2012. Kanon vor dem Verschwinden. Gedichte. Berlin Verlag, 2009. Im Frühjahr 2014 erscheint bei Hanser Berlin (zusammen mit Björn Kuhligk): Wir sind jetzt hier. Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg.

Herausgeber der Anthologie: Alles außer Tiernahrung – Neue Politische Gedichte. Rotbuch Verlag, 2009. Und der Liebesgedichte – von Nicolas Born. Insel Verlag 2011. Mitherausgeber der Anthologie „Trakl und wir – Fünfzig Blicke in einen Opal.“ Stiftung Lyrik-Kabinett, 2014.

Preise und Stipendien u.a.: Bayerischer Kunstförderpreis für Literatur, 2010. Aufenthaltsstipendium der Villa Decius in Krakau, 2010.  Aufenthaltsstipendium des Künstlerhofs Schreyahn, 2012. Aufenthaltsstipendium des Heinrich-Heine-Hauses in Lüneburg, 2012-13 . Berliner Senatsstipendium, 2013. Kunstpreis Literatur der Lotto-Stiftung Brandenburg, 2013.

Aus der Lichtuniversität

 

Nur eine Zeile. Lyon. Only the young die young. Traf mich ein Sonnenstrahl. Sanft

und warm. Über den Platz ging ein Mann. Dann eine Frau. In den Bäumen weder

Blätter noch Reif. Weder die Knospe. Noch eine Hostie. Nur das Licht. Lumiere.

Leicht zu denken. Auch dies. Der Clochard war aus Gras. Wir rauchten zusammen.

Bis auf den Filter. Spazierten am Fluss. Die Wege, mit dem Meer verbunden. Auf

eine unbekannte Weise. Wie Tiefgaragensümpfe. Stell dir vor: brennende Ebenen. Dazwischen wir: Äffchen. Schaukeln inmitten der Verkehrsinseln. Versteh mich nicht falsch. Nur eine Zeile. Was du denkst oder isst, gehört dir. Das Brötchen im Pralinen-mantel. Diese Referenz: an eine leere Mitte. Hinterlässt keinen Diskurs. Pralinen-brötchen. Gefüllt mit nichts. Außer süßem Teig. Ein Körper, wenn er aufprallt. Fällt

er weich? Erste Hilfe. Mund zu Nase. Leicht zu verstehen. Auch dies. Der eine

Garten heißt Gabriel Faure. Dieses Haus. Ein Gebäudeteil davon. Die Nocturnes.

Hören sich an am Tag. In der Nacht. Schwingen die Brücken noch? Versteh mich

nicht falsch. Mein Kopf badet in der Sonne. Ich bestehe fast nur aus Wasser.

Wenn ich einen Gedanken fasse, gluckert es. Als wäre etwas im Fluss. Als fädelten

wir uns durch die Passagen wie Kamele in einem Nadelöhr. In den Auslagen

Teufelsrochen. Jemand wie ich tritt in ein Glühlampengeschäft. Spricht die Worte

ungenügend. Oder falsch betont. Verwechselt Bahnhof mit dem Schlafanzug. Tür

und Hafen. Am Geländer hielten wir uns fest. Liefen herüber nach Alt. Lyon. Nur

eine Zeile. Kirchliche Gassen, schmal. Eine Frau ging hindurch. Ein Mann. Dann

die Horde Schulkinder. Stand vor der Kathedrale. Sahen die fehlenden Köpfe nicht.

Die Köpfe der Engel, abgesägt. Etwas gluckert, wird still. Als wir in den Garten aus

Stein gerieten. Beinah stolperten. Die Rückseiten der Häuser ergriffen. Die Rück-

seiten der Daguerreotypien. In sechzehn Bildern pro Sekunde. Wovon zu erzählen

wäre. Die erste Erzählung des Lichts. Wir kauften die Milchbrötchen.

 

Klaus Johannes Thies, aufgewachsen in Bielefeld, ab 1966 in und um Würzburg, seit 1975 in Bremen, seit 2000 auch in Berlin.

Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften: „Manuskripte“, (Heft 124, 143, 164, 183) „Neue Rundschau“, „Akzente“, „neue
deutsche literatur“, „die horen“, „Litfass“, „Der Literaturbote“, „Hirschstraße“,  „Zündschrift“, „Krachkultur“, „Stint“, „Trafika“ (Prag/New York), „Tratti“ (Faenza), „Yang“ (Gent), „entwürfe“(Zürich)…

Bücher: „Was machen wir hier“, Eric van der Wal, Bergen NH (Gedichte) 1984 „Unbedingte Zunahme“, Tende Verlag Frankfurt 1986 (dafür Förderpreis für Bremer Schriftsteller und Stipendium in der Casa Baldi, Olevano Romano) „Schurrmurr“, Achilla Presse Bremen/Hamburg 1996 „Die Dunkelkammer unter dem Rock“, Reclam Leipzig 1998 „Tacchi a spillo sulla tastiera di Monk“, Mobydick, Faenza 2000, (Übersetzer: Giovanni Nadiani) “Uranda Urundi”, (Kurzprosa) 2007 “Zusammenarbeit mit Dritten”, (Kurzprosa) 2009

Hörspiele: „Kalte Füße“ „Bilder, Schritte, Anfänge“ (drei kleine Phantasien) 1999 (beide von Radio Bremen produziert)

Fernsehen: Portrait von Christel Körner, produziert vom swr

 

EIN PHOTO AUS EINEM ANDEREN JAHRHUNDERT

Heute morgen bin ich versehentlich in einem anderen Jahrhundert erschienen.
Ohne fremde Hilfe konnte ich keine der Personen identifizieren,
die da in meiner Wohnung herum gingen.
Und dann die Musiker dazwischen.
Offensichtlich war ich in ein Familienfest meiner Vorfahren hineingeraten.
In den Gesichtern erkannte ich die großen Hoffnungen, die, wie Fallschirme,
nie aufgegangen waren, und dann die Veteranen, die soviel Angst und
Schrecken verbreitet haben;
jetzt saßen sie, wie in einem Linienbus, hintereinander
und konnten kaum die Abfahrt zum Sennefriedhof I erwarten,
saßen nach dem Essen da, in sich versunken,
als würde sie eine Lampe von innen schwach wie Hustensaft beleuchten,
und die Kinder liefen um sie herum, wie um Eisberge, von denen nur noch die
ausgemergelten Knie zu sehen waren.
Sah mich nicht in der Lage, die zwanzig, dreißig Jahre zu überspringen,
die ich anscheinend verpasst hatte, fortwährend mit feuchten Augen anwesend,
und eben wegen der feuchten Augen vielleicht nur die Hälfte sah,
und dann unterspülten die Musikanten das, was mich im Innersten
zusammenhielt, mit ihrer rumänisch klingenden Musik.

Lesung Weltklang 2014 a.k.a. KREUZTORP am 14.10. mit RAMMSTEDT, SCHOCH und WINKLER

5 Okt

Hä, Weltklang? 2014? Nein, keine Sorge, so sehr haben wir uns während der Kreuzwort-Auszeit nicht das Hirn aufgeweicht. Obwohl, doch, ein bisschen vielleicht. So oder so: Wir stehen ja zu unseren Wörtern, deswegen kriegt der prachtvolle Ron Winkler auch das, was ich ihm mal auf Facebook versprach:

Ron Winkler Torp

Und deswegen heißt unsere Comeback-Veranstaltung jetzt eben Weltklang 2014. Klar? Es trifft sich natürlich schön, dass besagter Torp natürlich auch dabei sein und eventuell sogar prügeln wird. Keine Sorge, dabei handelt es sich nicht um das Wettspielportal TORP – Tennis Online Rheinland-Pfalz, sondern um diesen munteren Burschen. Jetzt mit noch mehr neuen Wimpern. Und nicht nur das Törpchen wird Ron bei der inoffiziellen Buchpremiere slash 3-Jahre-Kreuzwort-Sause begleiten, sondern auch Tilman Rammstedt und Julia Schoch, die sich ebenfalls am 14. Oktober bei uns die Ehre geben werden. Äh, wo noch mal? Achja, im Damensalon in der Reuterstraße 39 (Nähe U Hermannplatz oder Schönleinstraße). Und wie war das noch mal, wann fangen wir für gewöhnlich an? Achja, um 20h beginnt der Einlass und ab 21h geht es dann pünktlich mit der Lesung los. Die 3€ Eintrittsmoney solltet ihr zu allem Überfluss nicht vergessen und ruhig noch etwas mehr einstecken, denn schließlich habt ihr sicherlich seit Ewigkeiten keinen Gin Basil Smash mehr getrunken und solltet dementsprechend einiges nachholen. Wir machen auch mit, versprochen.

 

Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren und lebt in Berlin. Er studierte eine ganze Reihe von Dingen in Edinburgh, Tübingen und Berlin. Statt einer Magisterarbeit schrieb er aber sein erstes Buch.

Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, aufgewachsen in Mecklenburg. Lebt in Potsdam. Studium der Germanistik und Romanistik. Sie veröffentlichte im Piper-Verlag Der Körper des Salamanders (2001), Verabredungen mit Mattok (2004). Ihr Roman Mit der Geschwindigkeit des Sommers (2009) war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Zuletzt erschien Selbstporträt mit Bonaparte. Sie erhielt u.a. den Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und den André-Gide-Preis für Literaturübersetzungen.

aus: Steltz & Brezoianu – Ein Mosaik für Leidenschaftliche, 2007

 

Berlin/ Belém (via Frankfurt a.M. und Brasilia)

Brezoianu brachte Steltz, die zu einer weiten Reise aufbrach, zum Flughafen. Bevor sie durch die Paßkontrolle davonging, verabschiedete er sich von ihr: Ich liebe dich.

Wie sonderbar, daß du diesen Satz noch nie bei meiner Ankunft gesagt hast, erwiderte Steltz und strich nachdenklich über Brezoianus breite Koteletten.

Ron Winkler, 1973 im Bezirk Gera geboren und aufgewachsen mit Blick auf fremde Äpfelbäume und einen Bergsturz. Sechsjährige Ausbildung zum Judoka, sporadische Teilnahme an der Schülerakademie (»Tarnung, Warnung und Signal: Die Farben der Tiere«) und mit einsetzender Adoleszenz Engagement in den FKR Literatur und Sozialistische Landesgestaltung (Pflege eines Orchideeotops). Diverse Besuche der Großeltern mittels eines Ikarus 66. Ungesühnte Straftaten: Inbrandsetzung einer Mülldeponie (Zetti-Süßwaren-Tüten-Fehldrucke, Chemikalien, künstliche Nieren, Hausmüll).
Ron Winkler hat eine Leerstelle für Torp und widmet sich neuerdings der sinnlichen Katzendokumentation.

Jetzt draußen: Prachtvolle Mitternacht (Schöffling & Co.) sowie Torp. Neue Wimpern.

Torp war in eine Familie Torp hineingeboren worden. Sein Vater war lange Zeit dritter stellvertretender Direktor beim Zirkus Horoscopani. Sein Vater hatte schon als junger Mann den Fujimanjaro bestiegen. Sein Vater hatte Brauen groß wie die Raupen des Tagpfauenauges. Sein Vater litt an chthonischem Husten. Sein Vater hatte auf Schaukeln wippen können. Sein Vater fand die Nanosekunde schön. Sein Vater vermochte die jeweilige Stunde
am Klang der Stadt zu erkennen. Seine Mutter aber war etwas Besonderes.

KREUZWORT/CROSSWORD Saisonfinale mit DOUGLAS-MOORE, HEROLD, ZEEGEN am 10. Juni

4 Jun

Das Poesiefestival bricht bereits am Freitag über Berlin herein und es ist uns egal. Naja, so halb. Oder eigentlich gar nicht. Zumindest jedoch starten wir den Gegenangriff in Form des Kreuzwort-Saisonfinales. Richtig: Wir haben keine Lust mehr und läuten die Sommerpause ein. Sie dauert solang, wie wir das für richtig empfinden. Isso!

Wir freuen uns auf einen bilateralen Abend mit Ian Douglas-Moore, Tobias Herold und Chloe Zeegen, die uns am 10. Juni im Damensalon in der Reuterstraße 39 beehren werden. Einlass wie gewohnt um 20h, Lesung beginnt pünktlich um 21h. 3€ Eintritt sind ebenso mitzubringen wie ein bisschen Öl für die quietschende Tür (hatte ich erwähnt, dass es wirklich pünktlich losgeht?). Eigentlich sollte ich hier noch mehr schreiben, vielleicht sogar was „Lustiges“ wie sonst auch (?). Sorry, kein Bock – Sommerpause ist notwendig, ihr seht das schon noch ein.

For all you English speaking people out there: Ian Douglas-Moore, Tobias Herold and Chloe Zeegen will be our guests at this season’s last Kreuzwort on 10th June  at Damensalon, Reuterstraße 39 (near Hermannplatz/Schönleinstraße). Entrance at 8pm, reading starts at 9pm sharp. Bring 3€ for us and enough for some beer, wine or Gin Basil Smash (highly recommended!). And don’t forget to tip or hilarity will ensue.

Ian Douglas-Moore lives in Berlin, where he plays music in bands like Church Car and the Sacred Travelers and writes occasionally.

Excerpt from „white, round“:

Look at this thing. Here it is. It’s kind of important I mean I think it might be kind of important so you should look at it. I was on the train and I thought of this thing and I thought you should look at it and I mean. But it’s in my head so I mean, you should look at it though. I’ll try to show it to you. Look. Do you see it? When it was warmer, the weather I mean, not what I want you to see, when the weather was warmer we went swimming in a lake. There are many lakes around here and some of them are very long and narrow. Some of them are round and sometimes we went swimming in one of them. It was warmer but not so warm.

Tobias Herold, *1983, liest aus den Lyrikbänden „Kruste“ und „Ausfahrt“ sowie neue, unveröffentlichte Prosagedichte. Er lebt in Berlin und veranstaltet zusammen mit Alexander Filyuta die Reihe „Lyrik im ausland“.

Ohne Hirn
keine Gespinste, keine
Seele, die man baumeln
lassen könnte, und auch

nicht dieses todschicke
Kostüm aus Nerven,
das du zum Mantel des
Schweigens so gern trägst.

Chloe Zeegen (b. 1980 in the United Kingdom) gave up a successful career in arts management in London to move to Berlin in early 2012 and focus on her work as an artist and writer. Her writing is published online and has recently appeared in the debut issue of STILL magazine for young literature and photography.

I go to a bar on Oranienstraße. There’s some random there and we chat for a bit but pretty soon he’s like just moved here have you? think you’re an artist? it’s people like you who are destroying Berlin you fucking tourist. I laugh in his face give him the finger but I don’t just give him the finger I pretend to run my tongue over it up and down to show him just how much of a creative little bitch I am and that really pisses him off and his friends are like leave it leave it. When I get home my spell check is like wtf babe I can tell you’re trying to say something but I can’t figure out what. I consider uploading my entire fucking life to first-world-problems.com but I don’t because that’s bullshit. I reflect an image in Photoshop and it creates a skull. I Google ‘Facebook Star’ and take a screenshot because the returns are irrelevant. I update my status to find everlasting life and I tell you I mean it and I tell you it’s real.

KREUZWORT xt STILL mit: ANDERSON, KRAXNER, PFISTER & WESTHEUSER

7 Mai

Wer uns kennt, weiß: Wir lieben die Overachiever von S T I L L. Obwohl ich zum Beispiel immer noch nicht mein Exemplar der Zeitschrift bekommen habe. Nicht, dass ich sauer wäre oder so. Sauer werde ich ja nur, wenn ich mit denen noch klären muss, wie unser gemeinsames Event am 13. Mai heißen soll. „STILL bei kreuzwort? kreuzwort feat. STILL?“, hieß es von deren Seite. Wer uns kennt, weiß: Namen finden und uns dann auch nicht einig sein, das ist nicht unsere Stärke. „stilles wort?“ funkte die Katze mit der großen Brille (kleiner Tipp: nicht ich) durch den Facebook-Chat zurück. Und insistierte yodaesk: „STILLES WORT STILLES WORT STILLES WORT. betrunken ich noch bin.“ Eventuell habe ich mir das aber nur ausgedacht. Eventuell nicht und wir kommunizieren tatsächlich so. So oder so: Ich habe mich dann für KREUZWORT x STILL entschlossen (weil ich den Blog schmeisse und aus anderen Gründen, die ich hier nicht nennen möchte) und dann noch ein t eingefügt, weil, na ja, wer uns kennt, weiß: Saufjargon ist unser Ding. Einfach so, weil das ja witzig ist. Haha. Hm.

Wie dem auch sei: Sonst mussten wir mal wieder wenig machen, was uns ja immer freut. Dann bleibt mehr Zeit zum Nichtstun. Die S T I L L-Gang schaufelte uns also Namen zu und wir freuten uns. Auf Shane Anderson, Petra Maria Kraxner und Lyz Pfister. Und auf Linus Westheuser, der wohl dabei sein wird, um Übersetzungen vorzutragen. Kein Grund sich nicht oder weniger zu freuen, eher noch mehr! Deshalb: Zieht euch dem Wetter entsprechend an, legt einen eurer Laune entsprechenden Gesichtsausdruck auf, packt euch Geld – mindestens aber 3€ Eintritt (oder aber mehr, um weniger zu bezahlen, siehe unten!) – in den Brustbeutel und strömt ab 20h in den Damensalon in der Reuterstraße 39 und Berlin-Neukölle. iPod mit De Höhner-Playlist nicht vergessen, einfach so aus Ironie wegen des Tippfehlers eben.

Und ja, werdet ihr euch fragen, WTF, Alter, keine Ahnung, was S T I L L ist, LOL. Das Label von MC Fitti? Noch nicht (die arbeiten bestimmt aber dran). Erstmal ist S T I L L in eigenen Worten:

You read so hard you get paper cuts? S T I L L ist ein Magazin voller neuer Geschichten und junger Fotografie. Zweimal jährlich auf Papier präsentiert es Fotokunst und junge deutsche Literatur. Ob Kurzgeschichten, Romanauszüge, Lyrik oder Drama — S T I L L steht für fiktionale Texte und Geschichten voller Fantasie genauso wie für internationale junge Fotokunst. Große Fotostrecken treffen auf Literatur und junge Autoren auf alteingesessene. Und egal, wie lange die Autoren schon schreiben: die besten Texte erscheinen zum ersten Mal bei S T I L L !

At the still point, there the dance is.

Das Debüt, mit Texten und Bildern von Andreas Stichmann, Lyz Pfister, Friederike Mayröcker, Crauss, Chloe Zeegen, Jan Wagner, Linus Westheuser, Petra Maria Kraxner, Stefanie de Velasco, Björn Siebert, Ali Taptık u.v.m.

 

Sieht so aus:

Still Cover

 

Angefasst dann so:


 

Ihr könnt sie an diesem schönen Maimontag auch kaufen, sogar billiger: Eine Ausgabe S T I L L + Eintritt = 9€. Was eigentlich dem regulären Preis der Zeitschrift entspricht. Nur habt ihr hier auch den Eintritt drin, der sich wie gewohnt auf 3€ beläuft. Entweder: 3€ für Eintritt allein oder 9€ für Eintritt + S T I L L. Klingt einfach, war aber nicht so simpel, das gemeinsam auszuklabustern (via Facebook natürlich).

 

Da kümmern die sich drum. Wir schlürfen Cocktails und Krusovice oder diesen Weißwein, der uns immer so furchtbar betrunken macht (also mich vor allem).

 

Shane Anderson wurde 1982 in Kalifornien/USA geboren. Seit 2005 lebt er in Berlin. Seine Lyrik und Prosa erschien in Magazinen wie Hilda, kill author und im Playbill zu Matthew Barneys KHU. Sein aktueller Gedichtband, Études des Gottnarrenmaschinen, erschien 2012 bei Broken Dimanche. Er arbeitet zudem als Übersetzer, kürzlich u.a. mit Uljana Wolf. www.shane-anderson.blogspot.de. In S T I L L erschienen zwei seiner Gedichte, die zudem von Linus Westheuser ins Deutsche übersetzt wurden. Linus Westheuser, wurde 1989 in Berlin geboren, studiert Soziologie und schreibt Lyrik. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, zuletzt Bella triste 33. Die in S T I L L veröffentlichten Texte sind seine ersten Lyrikübersetzungen. www.gdreizehn.wordpress.com.

 

SPIRITUALLY SPEAKING, ONE NOSTRIL ONLY

 

Now the difference

shrinks between spring

and late summer

to allergies the temperature

samed, slushes the brain

into a kind of dew

we suppose to be angels’ food

[…]

 

 SPIRITUELL GESAGT, MIT NUR EINEM NASENLOCH

Jetzt schrumpft der

Unterschied zwischen Frühling

und Spätsommer

auf Allergien zusammen die Temperatur

ist geglichen matscht

die Hirnmasse

zu einer Art Tau

den wir für Engelsnahrung

halten

[…]

Petra Maria Kraxner, geboren 1982 in Zams, aufgewachsen in Tobadill, lebt und arbeitet in Berlin. Veröffentlichungen von Gedichten in Zeitschriften, Anthologien sowie auf Fotografien. Ihre Theaterstücke KESt, Nutella Town oder Die Bläue bleibt in etwa zu 52% werden vom Thomas-Sessler-Verlag Wien vertreten. Ihr jüngstes Stück, Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits, wurde im März 2013 im Vestibül des Wiener Burgtheaters uraufgeführt und am Landestheater Innsbruck nachgespielt. Ein Auszug daraus erschien bei S T I L L.

Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits

 

[…]

Gabriel: Ophelia, erzähl von dir.

Ophelia: W(verschlucktes ie)

Gabriel: Du scheinst mir ein schweigsamer Mensch zu sein.

Ophelia: I(verschlucktes ch)..

Gabriel: Du musst aber auch gar nichts sagen. Wenn du nicht möchtest. Ophelia, das würde ich verstehen. Das fände ich ganz und gar nicht, abstrus. Ich mag schweigsame Menschen, wirklich.

Ophelia: [Zieht sich wieder aus.]

Gabriel: Irgendwie stoße ich immerzu auf schweigsame Menschen. Sie ziehen mich an. Als gäbe es eine höhere Instanz, die mich stets an wortkarge Kommunikationspartner geraten lässt.

Ophelia: [Zieht sich einen Bademantel über.]

Gabriel: Manche Menschen müssen sich ja regelrecht zum Smalltalk zwingen. Das musst du nicht. Ophelia, wirklich nicht.

Ophelia: Du…

Gabriel: Du musst dich nicht über Kachelmanns Kakerlaken oder die momentane mediale Aversion gegen Atombusen äußern. Auch nicht über die Atomlobby, Angela Merkel oder Spreeufer- Bebauungsmaßnahmen.

Ophelia, wir können auch einfach nur ficken.

[…]

Lyz Pfister ist Autorin aus New York, die gerade in Berlin heimisch wird. Sie schreibt regelmäßig über Essen und Kultur, unter anderem in ihrem Blog Eat Me. Drink Me. www.eatmeanddrinkme.wordpress.com. In S T I L L erschien ihr Gedicht ‚After Christmas’, das dazu von Jan Skudlarek auch ins Deutsche übersetzt wurde.

 

Lyz Pfister

KREUZWORT RE-COVERED am 08.04. Mit: GUGIĆ, HARTZ, MARFUTOVA, RÜHLE und WENRICH

3 Apr

Als notorischer Underachiever gönne ich per se niemandem gar nichts. Erst recht nicht die erste Buchpublikation. Wenn Carolin dann eine Anthologie veröffentlicht, zucke ich selbstverständlich nur mit der frühlingskalten Schulter und schieße spitzmündig spöttische Pointen in ihre Richtung: „Naaa, bist du jetzt (Hrsg.)?“ oder „Guck mal, da ist ja ein Porträtfoto von dir drin.“ Sowas in der Art eben. Muss ich noch dran feilen. Dabei bleibt mir wenig Zeit, denn bereits am 8. April werde ich mit weißweinschwangerer Artikulation ziemlich viel Neid nattern müssen. Dann feiert RE-COVERED Buch-Release bei Kreuzwort!

So sieht doch kein Buch aus! Wenn Gutenberg das noch erlebt hätte!

Um euch einzuweihen, damit ihr an diesem neo-winterlichen Montag an meiner Seite die Lästerzungen zum rotieren bringen könnt: RE-COVERED ist ein Projekt, das auf eine Veranstaltung aus der außerbetrieb-Reihe zurückgeht. Nachdem im Verlag Lettrétage bereits mit der Anthologie Covering Onetti den Wahlspruch OnettisKlaut, wenn nötig. Lügt immer.“ beim Wort nahm und ein paar exzellente Prosa-Covers versammelte, wurden diese Covers wiederum Gegenstand von jungen AutorInnen . Carolin schreibt dazu:

„Es ist der stete Neubezug, der die hier versammelten Versionen des Erzählten in ihrer Vielfalt und Eigensinnigkeit vereint. Vier Erzählungen des uruguayischen Autors Juan Carlos Onetti setzten vor vier Jahren ein einmaliges Schreibprojekt junger deutschsprachiger Autorinnen und Autoren in Gang. Seitdem entstanden über 30 Coverversionen – Paraphrasen, Parodien, Aktualisierungen, Annäherungen und Abstoßungen – alle einmalig in ihrem Ansatz. Nach der ersten Ausgabe Covering Onetti liegen mit Re-covered nun 22 Texte vor, die nicht mehr nur Onettis Texte sondern auch die vorangegangenen Coverversionen sampeln. Diese Anthologie versammelt die literarischen Stimmen von morgen.

Hat sie aber bestimmt nicht mal selbst geschrieben. Die Texte im Buch sind ja auch nicht von ihr. Sondern von Mario Apel, Luise Boege, Silke Eggert, Jens Eisel, Sandra Gugic, Philipp Günzel, Bettina Hartz, Roman Israel, Katharina Kaps, Thorsten Krämer, Georg Leß, Babet Mader, Yulia Marfutova, Tom Müller, Laetizia Praiss, Sascha Reh, Donata Rigg i. A. das Autorinnenkollektiv, Marc Oliver Rühle, Martin Spieß, Gerhild Steinbuch, Florian Wacker, Robert Wenrich und Daniel Windheuser.

Schwache Leistung, Carolin!  Lässt dir auch noch die Texte schreiben, pffffffff. Wirst bestimmt mal Ministerin bei einer konservativen oder liberalen Partei. Ich wiederhole: Pffffffff. Und am 8. April wirst du sie dann nicht mal selbst lesen. Stattdessen stellen Sandra Gugic (die tatsächlich mit einem c mit Akut geschrieben wird, was unser WordPress aber leider nicht so gern anzeigen mag), Bettina Hartz, Yulia Marfutova, Marc Oliver Rühle und Robert Wenrich ihre Texte vor.

Ihr alle könnt euch nach dem Einlass ab 20h neben mich an die Bar setzen und wir strafen Carolin bis zum pünktlichen Beginn um 21h mit missgünstigen Blicken aus unseren Giftglubschern. Ihr erkennt mich leicht: Ich bin der mit dem leeren Gesicht ohne nennenswerte Talente, Eigenschaften oder Buchveröffentlichungen. Aber mal ernsthaft: 3€ Eintritt will die rosenfingrige Turbokapitalistin auch noch! Obwohl, Preis/Leistung stimmt da schon irgendwie. Und immerhin: Im Damensalon in der Reuterstraße 39 gibt es ja das mit beste Bier Berlins und außerdem noch den traumhaften Gin Basil Smash. Rettet einiges! Die Texte könnten sicherlich ebenfalls gut werden, aber das kann ich nicht sagen – ich les das doch nicht! Pfffffff. Okay, vielleicht doch. Klingt ja doch alles ganz interessant so. Aber wenn, dann nur mit Hassmaske drauf.  Sieht meinem Gesicht übrigens zum Verwechseln ähnlich.

Sandra Gugic, in Wien geboren, schreibt Prosa, Lyrik und Theatertexte. Studium an der Universität für Angewandte Kunst und am deutschen Literaturinstitut Leipzig. Preise und Stipendien u.a.: 2010/11 Staatstipendium für Literatur des bm:ukk; 2012 open-mike-Gewinnerin sowie Preis der Akademie Graz. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien u.a.: kolik, tippgemeinschaft, wortwuchs. Derzeit lebt sie in Berlin und Wien.

Sputnik oder: I’m just an animal, looking for a home (Auszug)

[…] Das einzige Licht vor dem Supermarkt ist matt und gelblich, die Laternen ganz hinten haben wir kaputtgeschossen, vor Wochen schon, der hintere Bereich des Parkplatzes wird von der Dunkelheit verschluckt. Wir hocken hinter den Mülltonnen und warten, schwarze Hosen, schwarze Kapuzenpullover, Autoscheinwerfer streifen uns, sie spielt mit ihren Haarspitzen, ich sage nein und wiederhole: nein, aber sie kichert nur nervös und sagt: In fünf fangen wir an. dann laufen wir geduckt über den Vorplatz, ich klemme ab, und sie kappt das dicke Stromkabel, ich löse die Schrauben, das geht schneller als in meiner vorstellung, aber dafür ist das ding viel schwerer, als wir gedacht haben, sie nimmt den vorderen Teil, Kopf und Vorderbeine, ich das schwere Hinterteil mit dem seitlich angebrachten Münzbehälter, als wir es anheben, sacke ich unter dem Gewicht zusammen und beginne augenblicklich zu schwitzen, ich wiederhole: nein, und sie: ja. Die Münzen im Behälter klimpern, als wir das rosa Plastikschwein dann doch, zwischen Ächzen und Kichern, über den Parkplatz schleppen, ich bekomme Seitenstechen, muss mich konzentrieren, damit mir das rosa Ungetüm nicht aus meinen feuchtkalten Händen rutscht, unser Laufschritt verlangsamt sich in die zeitlupe, ein Standbild im weißen Licht einer Taschenlampe, die auf uns gerichtet wird. […]

Bettina Hartz, geboren 1974 in Berlin. 1994 bis 1999 Studium der Germanistik, der Musik- und Theaterwissenschaften. Seit 1999 Schriftstellerin und freie Kulturjournalistin (u.a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und den Freitag). 2002 Nominierung für den manuskripte-prosa-preis, 2006 Stipendiatin der Prosawerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin, 2013 Writer in Residence in Split (Kroatien). Reisebuch Altfundland – Ansichten von Italien (2006), Erzählung Nicht viel (2007) und Poetik des Radfahrens Auf dem Rad (DVA, 2011). Derzeit Arbeit am ersten Roman sowie an einem Theaterstück über die Occupy-Bewegung.

Träume (Auszug)

Träumte,

drückte mich in den Schlamm, die Hufe, die Pferdeleiber über mich hin, sie streiften meine Schultern, mit den rauen Kanten ihrer Eisen, ich drückte den Kopf noch tiefer, hielt den Körper so flach wie möglich, drei, vier waren vorüber, wenn nur keines hängen blieb, wenn nur keines stürzte, für sie war ja alles eins, Schlamm, Weg und ich, die sich hineindrückte, flach machte, noch zwei donnerten über mich hinweg, ich wagte kaum zu atmen, noch ein letztes musste, duckte mich,
noch ein letztes, wenn ich mich nicht verzählt, duckte mich zu wenig, lauschte zu sehr, ein Vorderhuf riss mir die Schulter auf, aber das Pferd rannte weiter, mit prasselnden Hufen, frische nasse kalte Erde flog mir ins Gesicht, in den vor Schmerz offenen Mund,

ich erwachte, […]

Yulia Marfutova, geboren 1988 in Moskau, lebt in Berlin. Studium der Germanistik und Geschichte. 2007 Einladung zum Treffen junger Autoren, 2008 Stipendiatin der Stiftung Niedersachsen (Literatur Labor Wolfenbüttel), 2012 Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses, 2013 Alfred-döblin-Stipendium. Veröffentlichungen in Zeitschriften (u.a. lauter niemand und um[laut])und in Anthologien (u.a. Der Horizont hängt schief und Destillate).

Jan dreht einen Film und wird gestört (Auszug)

Vorwärts, unter dem Kondensstreifen ducken und scharf um die Ecke, beschleunigen, unter dem S-Bahn-Bogen hindurch, jemanden streifen, wieder höher, wie reglos verharren in der Luft, aufgestützt auf die Aerodynamik, und hinabschnellen, in hundert Metern haben Sie Ihr Ziel erreicht. Das Auto, das ins Bild fährt, Zoom, ein Geräusch. Die Scheibe schlägt an die Taube.

Jetzt muss noch einmal von vorn gedreht werden, das heißt: noch ist lange nicht Feierabend. Die Taube, dieses Mistvieh, dieses, was soll das, ja was denn, was hat die Taube denn gesehen, dass sie das Auto nicht gesehen hat, dass sie nicht aufgepasst hat, dass sie jetzt einen Flügel hat, der nicht mehr mit dem Rest verbunden ist. Jan schimpft, schimpft in seinen Bart, die Scheibe wird geputzt und dann alles auf Anfang. Auf Anfang fährt das Auto ins Bild, Zoom, aber da liegt ja
noch der Flügel, dieser Flügel, warum ist der noch nicht weg. Alles auf Anfang, schon wieder, Auto ins Bild, Zoom, ja, ja, endlich Szene 2. […]

Marc Oliver Rühle, geboren 1985 in Dresden. Studium der Literaturwissenschaft in Leipzig und Cagliari/Sardinien, sowie des Kreativen Schreibens und des Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Arbeitet als Freier Journalist für diverse Print- und Onlinemedien. Gehört der Künstlergruppe ATLAS an, deren Mitbegründer er ist. Letzte Veröffentlichungen in poet 11, sowie online auf poetenladen.de und in Anthologien (u. a. In diesen Häusern (Hrsg. Paul
Brodowsky und Kay Steinke), Wiener Journal (gemeinsam herausgegeben mit Vea Kaiser), +100 (Hrsg. Guido Graf), Landpartie 11 und Landpartie 12) sowie in Zeitschriften wie Froh!.

IM

BEI

SEIN (Auszug)

[…] Ich ging alle meine Wörter durch: Welches würde frei bleiben, welches übrig – für jetzt? Ich konnte mich nicht entscheiden und kam nicht überein, einzelne Wörter gegeneinander auszutauschen, bevor ich weiterredete, auf König einredete. Der Reihe nach. Ich musste mir erklären, wozu ich jetzt noch für König in der Lage war. Nach all dem Ausprobieren, erfinden und Täuschen, welches mir auf der Zunge lag. Stoffe, Motive. An leichten Tagen ging ein Betrug ganz einfach vonstatten. Kontaktanzeigen der Gesten. eine Frage wie Woran denkst Du? leitete situative Sätze ein. Oftmals war das die Berechtigung für eine Lüge. Wie weit willst Du gehen?, dachte ich dann. Im Grunde war es mit König und mir dasselbe. Ich ging Beschreibungen für eine Gemeinsamkeit ab wie ein Supermarktregal. Ein Lachen dann über mich selbst, wie konnte ich mir anmaßen, König Worte in den Mund zu legen. Woher sollte ich wissen, was gut für ihn war? Etwas zu ahnen war wie nichts zu wissen. […]

Robert Wenrich, geboren 1983. Arbeitet als Konzepter in den Neuen Medien, schreibt hauptsächlich Prosa und Lyrik. Studium des Kreativen Schreibens in Hildesheim. Veröffentlichung in diversen Anthologien und in der BELLA Triste.

SYNCHROTRON BERLIN (Auszug)

I
Alles dreht sich – um die Gesellschaft – in dieser trinken Menschen zu viel – davon werden sie ganz schwer – belasten sich gegenseitig mit ihren Geschichten – diese Geschichten schlagen ein – wie Fliegerbomben – verheeren weite innere Landstriche! – Um das zu vermeiden – müssen Abwehrkräfte gebildet werden – Ablenkungsmanöver starten! – Einkaufen gehen! – Bei dieser Gelegenheit sprechen Menschen – das heißt: sprechen Männer Frauen an – alles dreht sich – und Menschen landen im Gefängnis – das ist ihr eigener Kopf! – Sie fahren im Anschluss pausenlos Fahrrad – oder essen sinnlos ein eis – oder schreiben pointierte Gedichte – bis am Abend bei Ihnen – die stärksten Herzprobleme einsetzen – sie wollen nicht abklingen – bis es draußen endlich dämmert – jetzt müssen Menschen Ringbahn fahren! –
Ringbahn heißt: Sie fahren im Kreis – Pferde laufen im Kreis. Mariendorf liegt ein wenig außerhalb, die hiesige Trabrennbahn hat leider keine Anbindung. Menschen wissen das, sie kommen kaum dorthin – und setzen dennoch alles auf ihre Ex-Freundin. Hier ein Foto aus der letzten Kurve: Auf dem Foto, das bin ich. Als Pferd. Man sieht mir die Erschöpfung nicht an, aber es ist meine Ex-Freundin, die mich gerade zu Tode reitet. […]

Kreuzwort am 11.03.: MADER, MAGYAR, NEIDEL

4 Mär

Wir haben uns ja schon seit jeher gern den Mantel der Unprofessionalität übergezogen (er ist warm und innen gefüttert und lässt alle Kritik abperlen), mittlerweile struggeln wir allerdings noch härter damit, mit KREUZWORT irgendwas auf die Beine zu stellen. Wir haben ja Jobs, gehen zur Uni und haben noch mehr Jobs. Und nebenbei bringt Carolin zum Beispiel auch ein Buch heraus, das aus einer ehemaligen außerbetrieb-Veranstaltung erwachsen ist. Hier geht’s zur Facebook-Seite mit aktuellen Infos und Veranstaltungshinweisen. Momentan ist es leider noch nicht bei Amazon gelistet, deswegen müsst ihr die ISBN-Nummer auf anderem Wege herausfinden, um sie daraufhin dem_der Buchhändler_in in eurer Nähe zu diktieren. So wie das eben sein sollte.

Aber ich lass mich davontreiben, eigentlich geht’s darum: Dass wir’s trotz aller Widrigkeiten, Vergesslichkeiten (sorry wegen all der un- oder zu spät beantworteten e-Mails!), Panikattacken und Alltagsjongleurismus geschafft haben, mit Babet MaderTabea Xenia Magyar und Peggy Neidel auszumachen, dass sie am 11. März bei uns lesen werden. Ab 20h sind wir anwesend und ein paar Viertelstunden (gemeinhein pünktlich um 21h, wobei pünktlich wirklich pünktlich und nicht punk-lich heißt) später geht’s auch los. Also kommt, bringt 3€ und Leidenschaft in den Damensalon (Reuterstraße 39).

Babet Mader, geboren und aufgewachsen in Berlin. Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Davor arbeitete sie als Putzkraft im Krankenhaus, Verkäuferin (so gut wie alles), Barkraft (so gut wie überall), Kaffeetante, Model, Einpackhilfe, Call Center-Agentin, Zigaretten-Promoterin, Komparsin, Texterin, Babysitterin, Fotoassistentin und Buchhalterin. Eigentlich wollte sie Floristin werden. Theaterstücke, Kurzfilme, Gedichte, Erzählungen.

 

Tabea Xenia Magyar, geboren 1988 in Zürich. Seit 2012 lebt und arbeitet sie in Berlin. Sie ist Mitglied des Berliner Lyrikkollektivs G13. Letzte Publikation: 40% paradies. gedichte der lyrikgruppe G13 (bei luxbooks 2012). 2012 war sie Autorin und Performerin beim Projekt „Bewegungsschreiber“, das Dichtung und Tanz zusammenbringt.

nur kurz ausgetreten. fiel der park
ins gesicht, wollte schneiden.
wusste nicht was, aber schnitt.

die schnitte fielen
wie unreife pflaumen.
niemand sammelte
die schmerzenden stellen ein.

wuchsen in die gegend
wie die gegend ins gesicht
gewachsen war, bildeten pfützen
und dann seen aus.

vögel stürzten in die seen
und starben, stürzten
einfach hinein und warn tot.

Peggy Neidel, geboren in Zwickau. Studium der Germanistik und Neueren Geschichte in Düssel­dorf. Mit­be­gründerin des Literaturclub Düssel­dorf. Weitere Tätig­keiten als Veran­stal­terin, Dozentin für krea­tives Schreiben und freie Journalistin. Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in Zei­tungen und Literatur­magazinen, u.a. Ostragehege, Perspektive, poet, Metrópolis.

qualle

während ich am zugefrorenen kanal spaziere
erscheint vor mir ein hologramm
in gestalt meiner angst
eine wirbellose qualle
ich speichle die nachahmung davon in die luft
das tier fliegt zu boden, pulsiert
meine schuhe finden den weg